Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 258 — 
aus Thüringen seine Hochzeit hielt, hat sich bei Einführung der 
Braut ein solcher Wind erhoben, daß die Pferde vor dem Wagen 
der Braut stille stehen mußten und nicht fortkommen konnten. 
Desgleichen ist unter dem Tanze ein Reiter auf einem weißen 
Pferde in gelben Kleidern in das Haus des Bräutigams gekommen 
und hat einen solchen Schuß getan, daß das ganze Haus erzitterte, 
der Reiter aber ist verschwunden. Endlich ist ein weißer Stein von 
freien Stüchen auf einen Tisch gekommen, den niemand dorthin 
gelegt; zwar ist er etliche Male von den Gästen herabgeworfen 
worden, aber allezeit unvermerkt wieder an seinem Orte gewesen. 
Diesen Stein hat endlich Wolfgang von Werthern mit sich zum 
Wunderzeichen nach Thüringen geführt. Am andern Tage hat sich 
aber das Unglück schon angehoben, denn Siegemund von Maltitz 
ist von Friedrich von Luttitz gefordert und mitten auf der Straße 
niedergestoßen worden. Dieser Maltitz hat aber vor seinem Tode 
viele Vorboten seines Unglückhs gehabt: als er nämlich mit seinem 
Knechte von seiner Heimat weggeritten, ist ihm sein Schwert aus der 
Scheide gefallen, beinahe hätte er mit seiner Büchse sein eigen Pferd 
erschossen, und was noch mehr ist, seine Ringe sind ihm vom Finger 
entzweigesprungen und abgefallen, wie denn auch über dem Tische, da 
er bei der Hochzeit gesessen, zwei Lichter von selbst auslöschten, welches 
ihn aber alles nicht gehindert hat, sondern er ist der unzeitigen Heraus- 
forderung gefolgt. 
335. Der Gedenksftein bei Demitz. 
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde. Sammlung Pilk. 
Unweit des Dorfes Demitz befindet sich ein Stein mit einem 
eingemeißelten Kreuze, wie man deren mehrere an den Wegen der 
Bergwälder antrifft, wohl zum Andenken an einen jähen Unglücks- 
fall errichtet, der vor langen Jahren dort geschehen sein mag. Diesen 
Stein hob man einst aus und trug ihn hinweg von seinem Standorte, 
um ihn zum Bau einer Brüche zu verwenden. Da aber ließ sich all- 
abendlich an dem Punkte, wo der Stein gestanden, ein klägliches 
Wimmern vernehmen. Dieses hörte nicht eher auf, bis der Stein 
mit dem Kreuze wieder an seine alte Stelle gebracht und aufgerichtet 
worden war. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.