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336. Der Mühlgötz zu Plauen.“
Gräße, Rd. I, Ar. 649; metrisch behandelt von E. Hager, H. I, S. 57.
S. auch Bechsteins Sagenbuch S. 476.
In der oberen Mühle zu Plauen steht (°) schon viele, viele
Jahre ein Götzenbild (7), wer weiß wie alt, das wohl aus der
heidnischen Zeit herstammen mag (und angeblich vor langen Jahren
auf dem Alühlgraben schwimmend von den Alühlknappen auf-
gefangen worden sein soll), gemeiniglich nur der Mühlgötz genannt.
Aiemand wagt es von seinem Platze zu nehmen, und wenn der
Müller an ihm vorübergeht, so nimmt er bedächtig sein Käppchen
ab, dieweil er den Mühlgötz für den Schutzpatron des Gewerkes
hält und ihm den glücklichen Fortgang der Müllerei schuldig zu
sein glaubt. Man erzählt sich aber von dem Mühlgötz folgende Sage:
Ein lustiger Müllerbursche, der dem Wasser nachging und
wo möglich in jeder Mühle das Gastrecht in Anspruch nahm, kam
auch in die obere Mühle zu Plauen. Sein heiteres, witziges Wesen
verschaffte ihm mit leichter Mühe ein Nachtquartier, und er hatte
sich an reichlicher Speise und einem frischen Trunke schon ein Güt-
liches getan, als er erst in das Innere der Mühle trat, um sich
dasselbe zu beschauen. Bald blieb er vor einem braunen hölzernen
Bilde stehen, das ihn mit weit herausgeschlagener Zunge angrinste.
Zum Teufel, was ist denn das für ein Ding? fragte er den Mlüller-
burschen, es ist wohl gar euer Schutzpatron? J bewahre, es ist
ein Stück aus dem Heidentume, sagte der Mühlbursche, der Mühl-
götz genannt, der einst wie ein Gott verehrt wurde und auch jetzt
noch von uns in Ehren gehalten wird. Versuch's nur einer, ihn
von dem Platze zu bringen, ich mag die Prügel nicht mit ihm
teilen; er läßt nicht ab, bis er wieder auf dem Platze ist. Der
* Nach einer Notiz in den „Mitteilungen des Königl. Sächs. Alter-
tumsvereins“, Heft 30, Registerband S.90 scheint es zweifelhaft, ob Plauen i. V.
oder bei Dresden gemeint ist. Herr Jädicke in Plauen-Dresden teilt mir
mit, daß sich bis zum Jahre 1855 eine „Puppe“ an der steilen Felswand
gegenüber der seit 1875 abgebrochenen Buschmühle, der oberen Mühle zu
Plauen bei Dresden, befunden habe, die erst abhanden gekommen sei, als
die Felsenkellerbrauerei dort in jenem Jahre ihre Keller angelegt habe.
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