Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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lustige Mühlbursche lachte laut auf über diese Mär, im stillen aber 
dachte er bei sich: wart nur, Götz, mit dir ist's aus. Um Mitter— 
nacht als sie alle schliefen, erhob er sich leise von dem Lager, schlich 
sich in die Mühle und sprach zu dem Götzen: Herunter mit dir, 
Bursche, mache keinen Lärm, daß die Müllermädel nicht erschrecken. 
Ich will dich taufen, blinder Heide, im Namen Gottes. Mit diesen 
Worten warf er ihn in den Mühlgraben. Da auf einmal erhob 
sich ein pfeifender Sturmwind, daß das ganze Haus erbebte und 
die Flut hoch aufschäumte und die Räder sich wie toll im Kreise 
herumdrehten. Totenbleich vor Schreck lief der Mühlbursche schnell 
zurück in die Mühle, aber da gingen ihm erst die Augen über. 
Was nur in der Mühle war, Kübel, Säcke, Kästen, Beutel, ja selbst 
Müller und Knappe tanzten wie toll in der Mühle herum, darein 
erscholl der grelle Ton des Glöckchens. Alles krachte und donnerte, 
als wäre der jüngste Tag gekommen. Noch hatte der vorwitzige 
Bursche sich nicht vom ersten Schreck erholt, da Kkam ein Rübel ge- 
flogen, gerade auf ihn los, der ihm den Kopf zu zerschmettern 
drohte, und wie mit unsichtbarer Hand zog es ihn zum Mühlgraben 
hin, wo hinein er das Götzenbild geworfen hatte. Er nahm es 
auf den Arm und trug es alsbald auf den Platz zurüch. Da 
standen die Bäder wieder still, Säche, Kübel und Beutel, alles 
blieb an seinem Orte. In der Mühle ward es wieder still wie 
in der Kirche. Der Müller aber prügelte den leichtfertigen Burschen 
zur Türe hinaus, und es ist bis heute Rkein anderer wiedergekommen, 
der den Mühlgötz hätte taufen wollen. 
337. Das nächtliche Fallen im Erzgebirge. 
Gräße, Rd. 1I, Nr. 532; Lehmann, Obererzgebirgischer Schauplatz, S. 930. 
Im Erzgebirge sagt das Volk, wenn man in der Nacht etwas 
fallen hört, es müsse darauf ein Todesfall erfolgen — darum nennt 
man dies das Leichenbret —, dieser Kkönne aber von dem Mienschen 
ab und auf ein Vieh gewendet werden, wenn man spreche: falle 
auf meine Henne, Ziege usw. Im Jahre 1627 lag der Pfarrer 
zu Markersbach ruhig samt seiner Ehefrau im Bett, nur die Magd 
war noch wach: da hörte sie etwas oben im Hause stark fallen; 
sie läuft hinauf in der Meinung, ihr Herr habe gepocht, aber dieser
	        
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