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342. Das Johannismännchen zu Leipzig.“
Gräße, Bd. J, Ar. 446.
Im Spital zu St. Johannes auf dem Grimmaischen Stein—
wege befand sich in früherer Zeit über einer Türe eine gewisse
Statue, welcher man jährlich ein weißes Hemde mit Halskrause
anziehen und einen weißen Kranz auf den Kopf setzen mußte; tat
man das nicht, so entstand im ganzen Gebäude ein solches Ge-
polter, daß die alten Spitalweiber vor Entsetzen ganz außer sich
gerieten.
343. Der Kobold am Barpfußpförtchen zu Leipzig.
Gräße, Bd. I, Ur. 441; Prätorius, Der abenteuerliche Glückstopf S. 448 ff.
Um die Mlitte des 17. Jahrhunderts hat ein angesehener
Bürger zu Leipzig, namens Scheibe, in einem großen Hause auf
dem Barfüßerkirchhofe (alle die Häuser daselbst haben ursprünglich
zu diesem Kloster gehört) eine getäfelte Wand neu weißen lassen
und dahinter viele Löcher in der Wand gefunden. Als das erste
Loch geöffnet ward, ist flugs ein Haufen Messer herausgefallen von
sehr alter Form, ein Teil rostig, der andere ziemlich blank; einige
sind sehr schmal und sehr lang gewesen, vielleicht zum Aufspießen
der Lerchen, andere mit Achatsteinen besetzt, noch andere mit elfen-
beinernen Heften. Weiter hat er im Keller graben lassen und
darinnen viele runde Töpfe gefunden, alle mit kleinen Kindes-
gebeinen angefüllt. Von der Zeit an aber, daß jene Miesser ge-
funden waren, hat sich im Hause ohne Unterlaß ein Kobold geregt,
der alle Leute in der Stube geschmissen, aber draußen auf dem
Saale ihnen nichts getan hat. Auch hat er niemanden verletzt,
sondern nur geschabernacht. So hat er auch nichts gesprochen, denn
wie er von dem Besitzer gefragt ward, was für ein Geist er sei,
ob ein guter oder böser: Alle guten Geister loben Gott den Herrn,
oder: Was tust du? Gib ein Zeichen von dir, Putz! Da hat er
zur Antwort jenem etwas an den Ropf geworfen, das ist sein
Zeichen gewesen. Doch hat er auch einmal einem weh getan, denn
* Die beiden Nummern Gräßes, 415 und 446, beziehen sich jedenfalls
auf dieselbe Figur; daher sind sie hier zusammengezogen.