Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Ein Mädchen erzählte, der Alp käme durchs Schlüsselloch zu 
ihr, aber sie könne dann nicht um Hilfe rufen; daher bat sie ihre 
Schwester, dieselbe solle sie nur des Nachts bei ihrem Aamen rufen, 
dann würde der Alp durchs Schlüsselloch wieder fortgehen. In 
Zwickau erzählt man, daß der Alp fortgehe, wenn man ihn für 
den andern Morgen zum Kaffee einlade. (Aach Spieß.) Auch 
glaubt man, daß der Alp Tiere tot drücke. Wenn man nämlich 
junge Gänse in einen Schweinestall steckt und sie sterben, so spricht 
man, der Alp habe sie erdrückt. Sterben die Kuhhasen (Kaninchen) 
und sie sehen dann breitgedrückt aus, so legt man einen Besen in 
den Stall; dann verliert der Alp die Macht. 
374. Das nächtliche Druckgespenst zu Lungwitz (bei Kreischa). 
Gräße, Bd. J, Ar. 214. 
Auf dem in der Nähe des Kaltwasserbades Kreischa bei Dresden 
gelegenen Rittergute Lungwitz ist es im Herrenhause angeblich nicht 
geheuer: es läßt sich des Aachts eine weiße Frau sehen, welche sich 
besonders gegen Fremde sehr unfreundlich bezeigt, indem sie sich wie 
ein Alp auf die im Bett Liegenden legen und sie drücken soll. 
— —— — 
375. Die Murawa in der Lausitz. 
Gräße, Bd. Il, Ar. 807; Schmaler, Bd. IIl, S. 268. 
Die Murawa ist dasselbe, was man in der deutschen Mytho— 
logie den Alp nennt. Man stellt sich denselben in der Gestalt einer 
Frau vor, die den Menschen im Schlafe peinigt und sich zuweilen 
wie eine schwere Last auf ihn legt, daß sie weder atmen noch sprechen 
können. Sie ist demnach eigentlich eine Aachtwandlerin, erscheint 
aber auch dann bei Tage, wenn es während des Sonnenscheins 
regnet. Zu dieser Zeit flattert sie als Schmetterling von aschgrauer 
Farbe, den man im Wendischen demgemäß auch Khodojta (Hexe) 
nennt, umher, und nimmt die Gelegenheit wahr, wie sie etwa 
jemandem schaden könne. 
 
	        
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