Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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tun, die Augäpfel in die Höhe wenden, als wollten sie etwas sehen, 
dabei zu lächeln scheinen und dann wieder fortschlafen, manchmal 
auch zu weinen anfangen, daß das Jüdel mit ihnen spiele. Da— 
mit nun aber die Kinder von demselben nicht ferner beunruhigt 
werden, so kauft man ein kleines neues Töpfchen samt einem 
Quirlchen und zwar so teuer, als man es bietet, ohne zu handeln. 
Darin wird von dem Bade des Kindes gegossen und es dann auf 
den Ofen gestellt, und man sagt, das Jüdel spiele damit und 
plätschere das Wasser so lange heraus, bis nichts mehr im Töpfchen 
sei. Andere blasen Eier aus den Schalen in des Kindes Brei und 
der Mutter Suppe und hängen solche hohle Eierschalen samt etlichen 
Kartenblättern und anderen leichten Sachen mehr mit Zwirn an die 
Wiege des Kindes, daß es fein frei schwebe. Wenn nun die Türe 
aufgemacht wird, oder es geht und bewegt sich jemand in der Stube, 
also daß die am Faden schwebenden Sachen sich in der Luft be- 
wegen, da sagen die Weiber, man solle nur acht geben, wie das 
Jüdel mit den Sachen an der Wiege spiele. Wenn zuweilen die 
kleinen Kinder rote Flecke haben, da sagt man, das Jüdel habe sie 
verbrannt; dann soll man das Ofenloch mit einem Speckschwärtlein 
schmieren. Das Jüdel spielt aber auch des Nachts mit den Kühen, 
dann werden sie unruhig und brummen; macht man aber Licht an, 
so sieht man nichts. Ebenso geht es in die Pferdeställe und fängt 
an die Pferde des Nachts zu striegeln, dann werden dieselben wild, 
beißen und schlagen um sich, ohne daß sie sich des Gespenstes, 
welches auf ihnen hockt, entledigen können. Um das Jüdel als 
Hausgeist zu unterhalten, muß man ihm Bogen und Pfeile und 
Spielsachen in den Keller und die Scheune legen, damit es damit 
spiele und Glück ins Haus bringe. Wenn aber die Wöchnerin vor 
demselben ganz sicher sein soll, so muß ein Strohhalm aus ihrem 
Bette an jede Tür gelegt werden, dann kann weder das Jüdel 
noch ein anderes Gespenst herein. (Vgl. Ar. 337.) 
380. Noch mehr vom Heugütel. 
Aberglaube im Erzgebirge vor fünfzig Jahren, Globenstein bei 
Rittersgrün, 1891. 
Bei einem Bauer schafften sie eines Tages Heu auf den Boden. 
Da hatte die Bäuerin etwas Schwarzes mit in die Schürze gerafft,
	        
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