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bracht hat, stets wiederkommt, wenn es auch ausgegeben worden
ist. Tut es dagegen der Empfänger in ein Glas, das er mit einem
Deckel verwahrt hat, auf den er einen Kreis mit Kreide beschreibt
und innerhalb desselben die Kreide liegen läßt, so muß es bleiben.
Feurige Drachen hat man zugleich mit Irrlichtern auch in der
Gegend von Schwarzenberg ziehen und spielen sehen.
Ferner ist der Drache auf einer sumpfigen Wiese unterhalb
Aeustadt bei Falkenstein, nach Dorfstadt zu, öfters gesehen worden.
395. Diebische Drachen.
Chr. Lehmann, Collectanea, S. 260.
Diebische Drachen sind gar gemein in diesen wilden Gebirgen,
die den Müllern und andern das Korn, Mehl, Brot und das Geld
aus dem Beutel stehlen, daß sie darüber verarmet und zu Bettlern
worden. (Aatürlich haben die Drachen das gestohlene Gut ihren
Pflegern zugetragen.)
396. Eine Drachengeschichte aus dem Obererzgebirge.
Aberglaube im Erzgebirge vor fünfzig Jahren. Ein interessanter Hutzen-
stubenabend. Elobenstein bei Rittersgrün 1891.
Vor (nunmehr) etwa achtzig Jahren diente eine Magd bei
einem Bauer, dessen Frau den Drachen hatte. Im Dorfe muntkelten
sie, der wäre bei Tag eine Katze, in der Nacht aber sähe er ganz
anders aus: da wär's bloß ein Kopf und ein langer feuriger
Schwanz dran. In der Gestalt führe er nun durch die Feueresse
aus und ein und brächte der Frau Geld und andere Sachen.
Einmal mußte die Frau fortgehen. Da sagte sie zu der Magd:
„Auf den Mittag bochst du Hirsebrei, aber vergiß mir fei die Katze
nicht. Du weißt schon, daß sie nicht gar zu heiß frißt. Wasch ihr
den Aapf recht reinlich aus und hernach stellst du ihrs Fressen auf
die Treppenstufe."“
Na, die Alagd kochte den Brei, wie es die Frau ihr geheißen
hatte, nahm ihn dann aus der Böhre und stellte der Katze ihr Teil
auf die Treppe. Sie dachte, es sollte da kühlen, bis es die Katze
fressen möchte. Aber auf einmal kam die angerannt, fuhr auf den