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wollte. An einem Sonnabende nun, dem Tage vor der Hochzeit,
geht der Bräutigam ins Haus seiner Braut, sieht niemand und
ruft: „Pauline.“ Da ruft seine Braut ihm aus dem Keller zu, er
solle herunterkommen, sie sei unten. Wie er nun herunterkommt,
reicht sie ihm eine „feurige Katze“ mit langem Schwanze entgegen.
Da fürchtete sich der Bräutigam und die Heirat wurde rückgängig
gemacht. — Die feurige Katze aber ist der Drache gewesen. Die
Familie galt auch als sehr reich.
Der Drache ist auch in Rosenthal gesehen worden. Wird er
zu heiß gefüttert, so zündet er das Haus an; deshalb muß er mit
Semmelmilch gefüttert werden. In Langhennersdorf sah eine Magd
aus Rosenthal einst in der Mühle ein schwarzes Hühnchen in der
Scheune sitzen. Als sich das Mädchen fürchtete, sagte die Bauers-
frau: „Laß es nur gehen, das Hühnchen tut dir nichts.“ Das war
aber auch der Drache.
0 403. Der Drache in der Oberlausitz.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. 1, S. 73.
Biele Frauen haben den Drachen, welcher ihnen Milch, Butter,
Getreide und Geld zuträgt. Um ihn in ihre Dienste zu bekommen,
müssen sie sich dem Teufel verschreiben. Anno 1709 ward in
Budissin eine Seele von solchem Pakt errettet und aus des Satans
Händen gerissen; daher auch öffentlich in den Kirchen darum dem
gnädigen Gott gedankt worden. Bei den Oberlausitzer Wenden
heißt der Drache ton smüj, bei den Miederlausitzer ten plion. Er
zieht als eine feurige Lufterscheinung durch den Schornstein in das
Haus. Es gibt verschiedene Arten. Der Getreidedrache (zitny Smis)
füllt den Kornboden seines Besitzers; der Milchdrache (mlokowy Smi)
sorgt für den Milchkeller der Frau Wirtin; der Gelddrache (penezny
smis) läßt es seinem Herrn niemals an Geld fehlen. Er schleicht
sich bei den Menschen auf folgende Weise ein. Irgendwo sieht
man einen Dreier liegen. NMimmt man diesen zu sich und verwahrt
ihn gut, so liegt morgen ein Sechser da, und so wächst nach jedes-
maliger Hinwegnahme des Gefundenen der Wert des Geldstüches
bis zu einem Speziestaler. Eignet man auch diesen sich zu, so hat