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433. Die Querxe am Valtenberge schieben Kegel und
beschenken Wanderer mit den Kugeln.
Cl. König im A. L. Mag. 1886, S. 64.
Zwei Aeustädter Bürger hatten am Abend Bautzen verlassen;
es war spät, als sie auf dem Valtenberge ankamen und nach dem
Klunker hineingehen wollten. Die Sommernacht konnte nicht herr—
licher sein. Kein Lüftchen bewegte sich, überall war tiefe Stille.
Plötzlich blieben sie stehen; denn beide glaubten, Kugeln rollen,
Kegel fallen und schallendes Gelächter zu hören. Neugierig gingen
sie auf den Lärm zu und gewahrten ein Häuflein Querxe, die sich
mit Kegelschieben belustigten. Der Aufforderung, am Spiele teil-
zunehmen, konnten sie nicht widerstehen. So schön wie hier hatten
sie Kugeln, Schub und Kegel nirgends gefunden. Dazu waren die
grauen Alännchen so lustig und hatten ein gutes Bier, das fleißig
die Runde machte. Spiel folgte auf Spiel. Als das dritte beendet,
wurden beide entlassen. Man schüttelte ihnen wacker die Hand und
gab jedem zum Andenken eine Kegelkugel. Gern hätten sie beim
Klunkerförster etwas geruht, allein sie hatten sich schon derartig
verspätet, daß sie die Schläfer nicht erwechen konnten. Die Tod-
müden mußten weiter und hatten unter der Last der Kugeln nicht
wenig zu leiden. Es war in den Folgen, als der eine seine Kugel
in das Wasser warf; der andere aber schleppte sie bis nach
Hause. Als sie einst davon erzählten und die RKugel beibrachten,
um ihre Erzählung zu bekräftigen, mußten sie zu ihrer Freude
entdechen, daß sich dieselbe in Gold verwandelt hatte. Zetzt
liefen sie zur Folgenbach und suchten nach der zweiten Kugel,
aber niemand konnte sie finden. Seit dieser Zeit ist der Sand
dieses Baches goldhaltig und in Meustadt für solche, die ohne
Arbeit reich werden wollen, der Rat gang und gäbe: „Geh zu
den Querxen auf den Valtenberg, die werden dir schon eine
goldene Kugel schenken.“ (Vgl. Nr. 439.)