— 330 —
434. Zwergsagen in der Gegend um Zittau.
Gräße, Bd. II, Ar. 849; Lausitzer Mag. 1823, S. 63 ff.; 1839, S. 215;
1838, S. 90, 379; Liebusch, Chronik von Senftenberg 1827, S. 14, 27 ff.;
Lausitzer Monatschrift 1797, S. 75 ff.; Pescheck in Büschings Wöchentliche
Vachrichten, Bd. I. S. 72 ff., 97 ff., 291, 294; Haupt und Schmaler,
Wendische Volkslieder, Bd. II. S. 265; Görlitzer Wegweiser 1833, S. 804 ff.;
Dietmanns Staats= und Reisegeographie, Bd. I, S. 923; Knauth in dem
Dresdner Gel. Anz. 1750, XI, S. 294; Preusker, 8Bd. I, S. 50 ff.,
156; Bariscia, Dd. IV, S. 82; Winter in der Const. Ztg. 1854, Ar. 179;
Anton, Progr. de Querxis. Gorl. 1846, in 4; Haupt, Bd. I, S. 29—33.
Das fabelhafte Volk der Zwerge lebt ebenso in den Lausitzer
Sagen wie in denen anderer deutscher Provinzen. In der Zittauer
Gegend heißen sie Querge, und man nimmt gewöhnlich kleine
Höhlen und Felsenspalten als ihre Wohnsitze an. So gibt es z. B.
ein Querxloch und einen Querxbrunnen am Breitenberge bei Haine-
walde, desgleichen ein Querxloch auf dem Dittersberge bei Schönau
auf dem Eigen, eins bei dem böhmischen Grenzorte Warnsdorf usw.
Am meisten trieben sie sonst ihr Wesen mit den Bewohnern
der um den Breitenberg gelegenen Dörfer. Wer Mut hatte, konnte
ihr Tun und Treiben näher beobachten und es täglich sehen, wie
einer nach dem andern zum sogenannten Querxloche aus und ein ging.
Ebenso quollen beständig neue Zwerge aus dem Querxborne heraus.
Den benachbarten Dorfbewohnern wurden sie besonders dadurch
lästig, daß sie sie öfters, und zwar mit Hilfe ihrer Nebelkappe un—
sichtbar, bemausten und ihnen Brot und andere Speisen aus
den Häusern nahmen. Zum GElück wußte man endlich eine Vor-
kehrung gegen diese Brotdiebe ausfindig zu machen; dies war
nämlich der Kümmel, denn ein Brot, worin einige Kümmelbörner
mitgebachen worden waren, rühren die Querxe nie an; es hatte
dann einen Geschmach, der ihnen zuwider war. Bisweilen sollen
sie den Leuten aber auch Geschenke gemacht haben. Einst hörten
sie von ungefähr, daß ein Bauer aus Bertsdorf, der nicht weit
von ihnen sein Feld bearbeitete, von seiner Frau nach Hause ge-
rufen wurde, um zu einer Hochzeit, zu der sie beiderseits an jenem
Tage geladen waren, sich fertig zu machen. Dies ließen die Querx-
lein sich nicht ungesagt sein, sie beratschlagten unter sich und waren
bald einig, jene Hochzeit auch insgesamt zu besuchen und sich einmal
einen recht guten Tag auf anderer Leute Unkosten zu machen.