Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Ahnliche Geschichten werden übrigens von verschiedenen Adels- 
geschlechtern erzählt ((s. Grimm, deutsche Sagen, Nr. 35, 41), nur 
mit dem Unterschiede, daß in einer Familie der Unglückhsbote ge- 
rufen haben soll: „Der König ist tot“, und in einer andern wieder: 
„Urban ist tot.“ (Vgl. auch hier Ar. 423.) 
Zu dem Besitzer der am Berge bei Dittersbach auf dem Eigen 
in der Oberlausitz gelegenen Halbhufe kam einst, während er ackerte, 
ein Zwerg und bat ihn, es Hübel (einem weiblichen Zwerg) zu 
sagen, daß Habel (ein männlicher Zwerg) gestorben sei. Als nun 
der Bauer diesen ihm sonderbaren Vorfall beim Mittagsessen er- 
zählt, Kommt ein bisher nie bemerktes Weiblein aus einem Winkel 
der Stube zum Vorschein, eilt wehklagend zum Hause hinaus und 
den Berg hinauf, ohne daß man es je wieder gesehen hat. 
Ubrigens heißt es in einer alten Chronik des Eigenschen 
Kreises also: „Die Einwohner melden, daß vor der Zeit, ehe die 
große GElocke (nämlich zu Dittersbach) ist gegossen worden, so ge- 
schehen 1514, im Dietrichsberge Zwerge gewohnt haben. Sie sind 
oft ins Dorf gelommen und haben sich in die Häuser und Stuben 
verfügt, also daß die Leute ihrer gar gewohnt gewesen, nachdem 
aber die Glocke gegossen und geläutet worden, hat sie der harte 
Schall des Erzes, welchen sie nicht erdulden Können, vertrieben, daß 
man derselben Reines mehr gespüret hat.“ Die, welche auf oder in 
dem breiten Berge hausten, preßten aus dem nahen Dorfe Haine- 
walde einen Bauer mit ein Paar Wagen und ließen sich fortfahren 
(nach Böhmen). Die beiden Wagen wurden gepfropft voll, denn 
die ganzen Querxe hingen sich darauf und daran, so daß an jeder 
Latte und jeder Speiche ein Querxlein hing. Den Bauer, der diese 
Fuhre übernahm, belohnten sie sehr reichlich, so daß er dadurch zu 
einem reichen Manne wurde und alle seine Nachkommen sich dieses 
Glückhes noch erfreuen konnten. Die Querxe sagten beim Abschiede, 
dann würden sie wiederkommen, wenn die Glocken wieder würden ab- 
geschafft sein, und „Wenn Sachsenland (d. h. die Lausitz) wieder käm' 
an Böhmerland"“, dann, meinten sie, würden auch bessere Zeiten sein.“ 
Ubrigens soll sich alle fünf Jahre um 11 Uhr in der Nacht 
von Johannis Enthauptung auf jenem Berge eine Art Leichenzug 
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Diese Sage ist poetisch behandelt von Segnitz a. a. O., Bd. I, S. it 
Die folgende erzählt Gräve S. 149.
	        
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