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439. Die Kegelschieber auf dem Löbauer Berge.
Gräße, Bd. II, Ar. 794; Borott a. a. O., S. 59.
Einst besuchten zwei Löbauer Bürger ganz allein den Berg
und trafen oben zu ihrem Erstaunen eine Menge ganz kleine
Leutlein, welche Kegel schoben und sie höchst freundlich und zuvor-
kommend einluden, mitzuspielen. Es wurde geschoben bis spät in
die Nacht, und als sich endlich des Spielens müde die beiden Herren
empfahlen, machten die Zwerge jedem von ihnen eine Kugel zum
Geschenk. Diese waren sehr groß und schwer, so daß des Tragens
müde der eine sie alsbald ins Gebüsch warf, der andere aber, klüger,
schleppte sich damit bis nach Hause und entdeckte hier zur größten
Freude, daß es eine goldene ZKugel sei. Er gelangte hierdurch zu
ungeheuerem Wohlstande, und seine Nachkommen, die man noch
heute in der Stadt Löbau kennt, erfreuen sich noch jetzt des Segens
dieser goldenen Kugel. (Vgl. Ar. 433.)
440. Das Weihnachtsgeschenk.
Gräße, Bd. II, NAr. 892; Winter in der Constit. Ztg. 1853, Ar. 298;
nach Gräve, S. 184.
Wenn man von Budissin nach Görlitz geht, erblicht man ohn-
weit des Pfarrdorfes Krischa linker Hand einen mit Nadel= und
Laubholz bepflanzten Platz, auf dem vor nun über hundert Jahren
noch eine Betsäule stand, die eine nicht mehr lesbare Inschrift trug.
Der Ursprung derselben wird aber also erzählt. Es soll einst am
heiligen Christabend ein armer Bürger aus Budissin nach Görlitz
gegangen sein, um dort einiges Geld für von ihm dorthin gelieferte
Arbeit zu holen. Allein wie ward ihm, als er dasselbe nicht er-
hielt, und dadurch seine Hoffnung, für seine sechs kRleinen Kinder
einige Christstollen zu Kkaufen, in den Born fiel. Traurig und mit
banger Sorge vor dem Kommenden Winter kehrte er in später
Abendstunde in seine Vaterstadt zurück; da sah er, daß das rechts
bei Krischa liegende Gebüsch mit einer Unzahl heller Lichter er-
leuchtet war. Er begriff allerdings nicht, was dies sein Bönne,
allein er faßte sich ein Herz und ging mutig auf das Gebüsch los,
um zu sehen, was die Lichter zu bedeuten hätten. Da trat ihm