Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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nun ausführlich, in welcher Gefahr das Kind gewesen sei, und setzt 
dann, begleitet von den Dankeswünschen der Eltern, seinen Wanderstab 
weiter. (Vgl. Ar. 472.) 
443. Das Silbergeschenk. 
Gräße, Bd. II, Nr. 886; nach Gräve, S. 144 ff. 
Im Jahre 1600, am Tage St. Peter und Paul, ward ein 
armes Mädchen aus Brauna von ihren Eltern ausgeschicht, um 
Holz zur Feuerung zusammenzulesen. Es war eine grimmige Kälte, 
und das Mädchen sputete sich gewaltig, wieder nach Hause zu 
kommen. Mit einer schweren Last beladen trat sie den Heimweg 
an, allein es erhob sich auf einmal so ein gewaltiges Schneegestöber, 
daß sie keinen Schritt vor sich sehen konnte. Dadurch Ram sie 
aber von ihrem Wege ab, allein als sie von dem rechts auf dem 
Wege von Kamenz nach Schwosdorf liegenden Schloßberge ein Licht 
schimmern sah, ging sie drauflos, und hier trat ihr ein kleines 
Männchen in den Weg, welches sie fragte, was sie da trage und 
wo sie hin wolle. Auf ihre Klagen wegen ihrer Armut antwortete 
es damit, daß es ihr befahl, ihm zu folgen, vorher aber ihren Korb 
leer zu machen. Sie kletterte ihm nun den Berg hinauf nach, und 
als sie oben angekommen war, sah sie, wie aus einer Offnung des 
darauf liegenden gegen fünf Ellen hohen Steinklumpen bei einem 
hellen Feuer eine Alenge Silbermünzen heraussprangen. Hier 
schüttete ihr das Männchen selbst ihren Korb aus, und befahl ihr, 
denselben mit dem Silber anzufüllen, und als sie sich anfangs 
weigerte, weil sie das Mlännchen für einen bösen Geist hielt, füllte 
es selbst ihren Korb mit den Silberstücken, half ihr denselben auf 
den BRücken, und brachte sie bis an das Haus ihrer Eltern. Als 
sie mun im Dorfe von ihrem gehabten GElüchsfalle erzählte, da zogen 
die Bauern in Masse hinaus, um ebenfalls nachzugraben, allein 
keiner fand etwas, und so hörte das Wallfahren der Habsüchtigen 
dahin bald wieder auf. 
 
	        
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