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447. Ein Holzweibel wird vom wilden Jäger verfolgt.
H. Arnold in den Bunten Bildern aus dem Sachsenlande, Bd. I, S. 271.
Man erzählt sich in Breitenfeld i. V. folgende Geschichte: Zu
einem Bauer, der auf dem Felde mit Eggen beschäftigt war, kam
ein Holzweibel und bat ihn, es vor seinem Verfolger, dem wilden
Jäger, zu schützen. Der Bauer hob seine Egge auf und verstechte
das kleine, graue Wesen darunter. Gleich darauf kam der wilde
Jäger und fragte den Landmann, ob er das Holzweibel nicht gesehen
habe. Der Gefragte machte eine Notlüge, indem er vorgab, nichts
gesehen zu haben, und der Verfolger zog ruhig weiter. Die Ver-
borgene kroch nunmehr aus ihrem Versteche und füllte zum Danke
für den empfangenen Schutz dem Bauer die Taschen mit Birken-
laub. Dieses verwandelte sich in lauter Goldstücke, und der mit-
leidige Mann wurde groß und reich.
448. Das Holzweibchen im Schöneckher Walde.
Köhler, Volksbrauch, Aberglauben usw., S. 458 ff.; Illustriertes Familien-
journal, Bd. VI, Ar. 157.
Da droben im Schönecker Walde lebte vor Jahren ein Holz-
hauer, ein braver, stämmiger Bursche, der aber trotz rastloser Tätigkeit
kaum so viel verdienen konnte, um eine alte kranke Mutter und
ein paar kleinere Geschwister zu ernähren. Es ging immer knapp
her, und doch mußte hie und da noch ein Groschen für ein rotes
Band oder etwas dergleichen abfallen, womit der Bursche die Tochter
des Nachbars beschenkte. Die jungen Leute waren einander gut;
aber ans Heiraten durften sie noch lange nicht denken, denn es
fehlte ihnen ein eigenes Hüttchen, und die Wohnungen der Eltern hatten
nicht Raum für einen neuen Hausstand. Da entschloß sich der Bursche
schweren Herzens, ein paar Jahre hinaus in die Welt zu wandern
und sich irgendwo zu vermieten, bis er sich das Mötige verdient
haben würde. Als er bald darauf durch den grünen Wald zog
und trübe Bilder der nächsten Zukunft in seiner Seele auftauchten,
da sprang plötzlich vor ihm ein kleines graues Wütterchen mit
einem Körbchen Reisig aus dem Gebüsche, und wie gehetzt lief es
auf ihn zu und bat flehentlich, er möge schnell in eine nieder-