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kaufen. In der Kleidung unterschied es sich von andern dadurch,
daß seine Unterkleider jederzeit zwei Hände breit naß waren.
Ubrigens redete es mit niemandem, grüßte und dankte auch nie-
mandem auf der Straße, wußte aber beim Einkauf so gut wie
andere Weiber zu dingen und zu handeln. Einst gingen ihr auf
ihrem Rüchkhwege zwei Personen nach. Diese haben gesehen, wie sie
an einem kleinen Wasser ihren Tragkorb niedersetzte und wie der-
selbe, während sie ins Wasser tauchte, augenblichlich verschwand.“
481. Die drei Goldstücke der Familie von Hahn.
Gräße, Bd. 1, Nr. 420; Prätorius, Aeue Weltbeschr., Bd. 1, S. 109 ff.
In der Nähe der Stadt Leipzig ward eines Tages eine vor-
nehme Frau von Adel aus dem Geschlechte derer von Hahn durch
eines Meerweibes Zofe genötigt, mit ihr zur Wehmutter unter den
Fluß zu gehen. Da es denn geschehen ist, daß sich das Wasser
voneinander teilte, und sie beide durch einen lustigen Weg tief in
das Erdreich gerieten. Da hat denn die adelige Frau ein kreißendes
kleines Weiblein gefunden und ist flugs zu ihr hingebracht worden,
ihr in den gegenwärtigen Kindesnöten beizustehen und hilfreiche
Hand zu leisten. Darauf hat sie wieder ihren Abschied begehrt
und sich angeschicht nach Hause zu eilen. Indem sie wegfertig ist,
ist ein Kleiner Wassermann zu ihr gekommen und hat ihr ein Ge-
schirr voll Asche zugelangt und sie erinnert, sie möge sich so viel
herausnehmen, als sie begehre für geleistete Bemühung. Darauf
hat sie sich jedoch geweigert und nichts nehmen wollen. Wie dies
geschehen, hat der Moann gesagt: „Das heißt dir Gott sprechen, sonst
hätte ich dich umbringen wollen.“ Hiermit ist sie fortgegangen und
von der Zofe nach Hause gebracht worden. Wie sie nun dorthin
gelangt, soll die Magd drei Stücke Goldes hervorgezogen und der
adeligen Frau verehrt haben, dabei gedenkend, sie solle solchen
* Prätorius, Abent. GElückhstopf, S. 514, erzählt, im Juni 1669
habe sich zwischen dem Ranstädter und Barfußtore etliche Male ein Nix
schwimmend auf dem Wasser sehen lassen, und da sei am 9. Juli desselben
Jahres hier der Sohn eines Eseltreibers, Brose genannt, ertrunken. Uber-
haupt soll der Aix in den Flüssen Pleiße, Elster und Parthe gewöhnlich
am Johannistage ein Opfer fordern.