Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 380 — 
500. Der Wassermann in der Spree. 
Casopis M. S. 1894, S. 107, übersetzt von Dr. Pilk. 
Bei der Papiermühle auf der Seidau fließt die Spree an 
felsigem Ufer vorüber. Diese Stelle nennt man „die Hornlose“ 
(Kölpa). Die Seidauer Jungen baden sich dort gern, weil es sehr 
tief ist, und erzählen sich, daß dort in der Tiefe in die Felsen lange 
und große Keller führen, in welchen der Wassermann seine Wohnung 
hat. Die Leute haben ihn auch am Ufer gesehen: ein kleines 
Männlein im roten Wamse. Und jedesmal, wenn er sich dort 
zeigt, ertrinzt bald jemand in der Spree. 
501. Der Kampf der beiden Wassermänner. 
Casopis M. S. 1894, S. 111 ff. 
Als in Ohna noch Bauern waren, diente einst beim Bauer 
Rohatsch der Wassermann als Knecht. Beim Antritt hatte er sich 
keinen Lohn ausbedungen, als daß man ihm nach sieben Jahren Dienstes 
einen Degen Rkaufen möchte. Er war ein guter Arbeiter und Haus- 
halter; Nachbarn und Gefährten waren mit ihm wohl zufrieden. — 
Einst acherte man auf einem Felde nahe bei der Spree Mist ein; 
alsbald hörte man, daß es im Flusse mit Backhschossen klatschte, 
und ein Kutscher erblichte auch einen Wassermann, der mit einer 
Backschosse umhersprang. „Gib mir Kuchen“, rief der Kutscher. 
Kaum war dies geschehen, so strechte man ihm einen herrlichen 
Kuchen und eine Zinnkanne mit Bier heraus. Dabei aber hörte 
er eine strenge Stimme: „Iß und trink, aber es muß ganz bleiben."“ 
Der Kutscher wußte nicht, was er tun möchte, und wollte nicht 
essen. Da war ihm der Knecht (Wassermann) behilflich, indem er 
ihm erklärte: „Essen sollst du, aber herausschneiden und den Rand 
übrig lassen; auch trinken sollst du, aber den Kannendeckel darfst 
du nicht aufheben.“ Dabei bohrte er mit dem Pfeifenräumer (der 
Knecht rauchte gern) beim Boden ein Löchlein und steckte dadurch 
ein Röhrchen, welches er aus Stoppelstrohhalmen gemacht hatte. 
So wurde dem Kutscher geholfen, der Kuchen nach Anordnung 
gegessen und das Bier ordentlich ausgetrunken, und fröhlich ackerte 
der Kutscher weiter. Dies sehend, sagte der erzürnte Wassermann:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.