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500. Der Wassermann in der Spree.
Casopis M. S. 1894, S. 107, übersetzt von Dr. Pilk.
Bei der Papiermühle auf der Seidau fließt die Spree an
felsigem Ufer vorüber. Diese Stelle nennt man „die Hornlose“
(Kölpa). Die Seidauer Jungen baden sich dort gern, weil es sehr
tief ist, und erzählen sich, daß dort in der Tiefe in die Felsen lange
und große Keller führen, in welchen der Wassermann seine Wohnung
hat. Die Leute haben ihn auch am Ufer gesehen: ein kleines
Männlein im roten Wamse. Und jedesmal, wenn er sich dort
zeigt, ertrinzt bald jemand in der Spree.
501. Der Kampf der beiden Wassermänner.
Casopis M. S. 1894, S. 111 ff.
Als in Ohna noch Bauern waren, diente einst beim Bauer
Rohatsch der Wassermann als Knecht. Beim Antritt hatte er sich
keinen Lohn ausbedungen, als daß man ihm nach sieben Jahren Dienstes
einen Degen Rkaufen möchte. Er war ein guter Arbeiter und Haus-
halter; Nachbarn und Gefährten waren mit ihm wohl zufrieden. —
Einst acherte man auf einem Felde nahe bei der Spree Mist ein;
alsbald hörte man, daß es im Flusse mit Backhschossen klatschte,
und ein Kutscher erblichte auch einen Wassermann, der mit einer
Backschosse umhersprang. „Gib mir Kuchen“, rief der Kutscher.
Kaum war dies geschehen, so strechte man ihm einen herrlichen
Kuchen und eine Zinnkanne mit Bier heraus. Dabei aber hörte
er eine strenge Stimme: „Iß und trink, aber es muß ganz bleiben."“
Der Kutscher wußte nicht, was er tun möchte, und wollte nicht
essen. Da war ihm der Knecht (Wassermann) behilflich, indem er
ihm erklärte: „Essen sollst du, aber herausschneiden und den Rand
übrig lassen; auch trinken sollst du, aber den Kannendeckel darfst
du nicht aufheben.“ Dabei bohrte er mit dem Pfeifenräumer (der
Knecht rauchte gern) beim Boden ein Löchlein und steckte dadurch
ein Röhrchen, welches er aus Stoppelstrohhalmen gemacht hatte.
So wurde dem Kutscher geholfen, der Kuchen nach Anordnung
gegessen und das Bier ordentlich ausgetrunken, und fröhlich ackerte
der Kutscher weiter. Dies sehend, sagte der erzürnte Wassermann: