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großen Eiche beim Wasser, dort wo sich der Wasserwirbel dreht.
Dort findest du, was du brauchst; aber übers Jahr mußt du mir
an demselben Tage und zu derselben Zeit wiedergeben, was du
morgen abend von mir haben wirst.“ Am andern Tage abends
kam der arme Mann, wie es angeordnet war, und fand dort unter
der Eiche zwei Säcke Korn. So war ihm geholfen. Er aber
vergaß den ausbedungenen Tag nicht und stellte nach einem
Jahre zwei Säcke Korn unter die Eiche. Von dieser Zeit hatte
der arme Mann beständig Getreide genug.
505. Das Wehr hinter Guttau.
Luziéan 1866, S. 183 ff., übersetzt von Dr. Pilk.
Hinter dem Guttauer Hofe ist der Fluß ziemlich breit und
tief, und dies zum Teil auch deshalb, weil er von zwei Wehren
angespannt ist. Das Löbauer Wasser und der Albrechtsbach senden
mächtige Wellen in denselben, besonders in der Frühlingszeit, wenn
auf den Bergen der Schnee taut. Eins dieser erwähnten Wehre
nennt man „Das steinerne Wehr“, weil es ganz aus Steinen er-
baut ist. Von demselben erzählt man sich folgendes:
Zur Zeit, als man das erwähnte steinerne Wehr erbaute,
breitete der Wassermann seine Herrschaft in den Guttauer Gewässern
mächtig aus. Er hatte vielleicht in anderen Gegenden seine Macht
verloren, und daher war er jetzt sehr böswillig, so daß er -eine
Fesseln dulden wollte, welche ihm die Leute nicht selten anlegen
wollten. Kein Wunder deshalb, daß er über den Bau des steinernen
Wehres sehr ärgerlich war und daß er garstig auf den Bau schaute.
Die Sache wollte ihm nicht in den Kopf. Mit solchen unzufriedenen
Gedanken riß er jede Aacht ein, was die Leute am Tage erbaut
hatten. Daher geschah es, daß man das Wehr niemals fertig
baute. Dies dünkte den Mlaurermeister doch sehr wunderbar, und
überdies war die Angelegenheit schließlich verdrießlich. Er wurde
deshalb unzufrieden und ganz tiefsinnig. — So saß er einst mittags
in tiefen Gedanken da und blickte traurig auf die Trümmer des
Wehres. Und sieh, da nahte sich ihm irgend ein Mlännlein, alt
und ergraut, das eine rote Mütze auf dem Kopfe hatte. Das alte