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sie dies nicht leiden mochte, hatte sie ihr durch mehrere Jahre hin—
durch lieber immer gleich ihren Aapf für sich hingestellt. Wie die
Maid nun heiratete, kam die Otter, lang wie ein Rechenstiel, in
die Hochzeitsstube. Die Anwesenden erschraken, die Braut aber er—
kannte ihre alte Bekannte und ließ es zu, daß sie sich ihr auf den
Schoß legte. Als die Otter aber das Zimmer wieder verließ und
die Braut aufsteht, fällt etwas von ihrem Schoße, und siehe, es war
eine Otterkrone! Den König August den Starken, der davon
hörte, wandelte Lust an, diese Krone zu erwerben; lange nun wollte
die arme Frau nichts davon hören, und sie trennte sich auch nicht
eher von dem Andenken der Otter, bis ihr ein Rittergut dafür ge—
boten wurde. Seitdem lebte sie nun herrlich und in Freuden.
Im Königlichen Grünen Gewölbe aber wird ein goldenes Ei
aufbewahrt, in dem man beim Offnen eine kleine goldene mit
Diamanten und Perlen besetzte Krone findet. (Vgl. Gräße, Bd. I,
NAr. 129.) Das soll die Krone des Otterkönigs sein.
518. Der Otterkönig bei Liebschwitz.
Eisel, Sagenbuch d. Vogtl., Ar. 409.
Der Otterkönig, der sich auf dem Zeoitzberge bei Liebschwitz
aufhält, trägt eine goldene Krone und läßt zuweilen seine pfeifende
Stimme hören. Wenn er alle Ottern, die zu seinem Bereiche ge-
hörten, zusammenberief, bildeten sie einen ungeheueren Klumpen, wie
ihn die Eltern noch jetzt lebender Personen einst bei der Krähen-
hütte angetroffen haben. (Diese Hütte lag bei der früher einsam
im Walde stehenden Kirche von Taubenpreskeln.) Für gewöhnlich
aber hielt sich der Otterkönig bei einer starken Quelle, die jetzt
Rothens Teich speist, auf, und dieser liegt am Fußwege zwischen
Taubenpreskeln und dem Zwötzner Gute, dicht am Büchsenberge.
Gar gern hätte hier einmal einer die Krone genommen, die er wie
den Busch eines Pfauen beschrieb; aber darnach zu schlagen, getraute
er sich doch nicht. Jetzt hat sich der Otterkönig lange nicht mehr
dort sehen lassen.