Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Einstmals ist im Dorfe Steinpleiß die ganze wilde Jagd mit 
Hundegebell, Peitschenknall und Jagdgeschrei um Mitternacht mitten 
durch den Hof des Richters gegangen. 
Ein anderes Mal ritt ein beherzter Mann ganz allein in der 
Abenddämmerung nicht weit von Annaberg auf der gewöhnlichen 
Heerstraße, da sah er einen alten Bergmann vor sich hergehen. Als 
er an ihn herankam, bot er ihm einen guten Abend, erhielt aber 
keine Antwort, ebensowenig auf die Wiederholung des Grußes, 
und da er etwas hitzig war, schrie er: „Ei, so soll dich Grobian 
gleich der Teufel —!“ und zog ihm eins mit der Reitgerte über. 
Aber siehe auf einmal wußte er nicht mehr, wo er war, er ritt bis 
in die Nacht in der Irre herum und erst gegen Mitternacht 
hörte er Stimmen. Er rief, es kamen Leute, er fragte, wo er sei 
und erfuhr, er sei in seinem eigenen Heimatsorte; man führte ihn 
bis an sein Haus, und immer noch kannte er sich nicht aus; erst 
als seine alte Mutter mit einem Lichte vor die Türe trat, wußte 
er wieder, wo er war. Der wilde Jäger hatte ihn geäfft. 
542. Erzgebirgische Wald= und Jagdteufel. 
Lehmann, Collectanea, S. 258. 
Anno 1640 wurde aus Bayern geschrieben, daß bei ihnen 
der Satan mit vielen seinesgleichen, Jägern und Hunden, zum öftern 
die Luft und Wälder durchjaget und denen Leuten, wen sie ange- 
troffen, nach weltlichem Jagdrecht etzliche Pfunde gegeben. 
Anno 1625 ritt Junker Adolph von Schmertzing, Erbsasse 
auf Förstel und Hammerherr, trunken von Annenberg gerade von 
der Schletta durch das Brünnlos auf seinen Hammersitz. Unterwegs 
aber hörte er ein Jagdgeschrei von Förstern und viel Bellen der 
Hunde, denen er abends nachreitet, wird aber in den Unterscheibener 
Raum oder Morast verführt, daß sein Pferd halb versinket und es 
nicht wieder gewinnen kann, ob er gleich beide Pistolen an ihm 
zerschlagen. Er muß absteigen und auf die Elterleiner Fuhrwerke 
laufen, deren Leute er fortschichet, die das Pferd mit Stangen aus 
dem Woraste heben und muß Junker und Pferd in dem Fuhr- 
werke übernachten wegen des großen Morastes, damit sie sind 
überzogen gewesen. Rel.
	        
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