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sieht allerhand riesenhafte Gestalten daherziehen. Das ist der ruhe—
lose Geist eines wilden Raubritters; der hatte einst dort eine große
Burg, deren Trümmer noch heute sichtbar sind. Sein Name war
Ulrich Ruprecht. Er legte große Keller im Berge an, wo er seinen
Raub zusammentrug und einen großen Schatz sammelte, der noch
zu heben ist. Ein unterirdischer Gang setzte sein Schloß in Ver—
bindung mit Bernstadt, wo sein guter Freund und Helfershelfer
Bernhard Dietrich hauste. Als er einst in seinem Reller saß und
im Golde wühlte, Kkam der Teufel und mauerte die Kellertüre zu,
daß er bei seinen Schätzen elendiglich um#hommen musßte.
561. Blauhütel.
Gräße, Bd. I Mr. 773; A. Lausitzer Mag. 1839, S. 227;
Haupt, Bd. I, S. 122. ·
Blauhütel war einst ein reicher Herr, ihm gehörte der ganze
Eigensche Kreis. Auf dem Schönauer Hutberge hatte er eine feste
Burg, und im Tale baute er die Stadt Bernstadt (Bernhardsstadt),
nach seinem Namen so geheißen. Aber die Leute herum nannten
ihn immer nur Blauhütel, von seinem großen blauen Jagdhute.
Wenn sie den von ferne sahen, erschraken sie, denn dann ging's zu
Pferde mit Jagdgeschrei und Hörnerklang durch Feld und Wald
in tollem Jagen. Da war es oft an einem Tage um die ganze
Ernte geschehen. Und es erhob sich eine Klage im Volke über den
grausamen Herrn, so daß sich selber der Landvogt der armen Leute
annehmen mußte. Zur Strafe muß nun Blauhütel als Nachtjäger
ziehen bis zum jüngsten Tage, und wer ihn ziehen sieht, dem be-
deutet es Unglück. In der Kirche zu Schönau aber war er ab-
gebildet, wie der Landvogt ihn zur Rede setzt: Jäger und Jagdhunde
umgeben ihn und in der Hand hält er den gefürchteten blauen Hut.
(Val. Nr. 1047.)
562. Der wilde Jäger bei Löbau.
Gräße, Bd. IU, Nr. 793. Ar. I mitgeteilt von Julius Schanz,
Ar. I bei Gräve, S. 109.
I. Ein Mann ging in einer stürmischen Nacht von Löbau
nach Lawalde. Plötzlich hörte Wind und Regen auf, und der wilde