Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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fuhr er zurück in die Grube. „Aiemand folge mir, dem sein Leben 
lieb ist!“ herrschte er den Knappen zu, die sich erbötig zeigten, den 
bekümmerten Vater zu begleiten. 
Die Berghäuer gehorchten und lauschten nur hinab in die Tiefe. 
Da erscholl es drunten wie von mächtigen Axthieben, und man 
vernahm bald darauf ein entsetzliches Geprassel. Erschrochen flohen 
die Leute, denn sie befürchteten des Schachtes baldigen Einbruch 
und hatten sich nicht getäuscht. Der Kunststeiger zerhieb mit furcht- 
baren Axtschlägen die Kunstgestänge und zerstörte die Gerinne, in 
welchen das starke Aufschlagwasser zum Umtriebe des Kunstrades 
über den Schacht geleitet war, so daß die ganze Wassermasse sich 
in die Tiefbaue ergoß und bald die ganze Grube ersoff. In den 
wild hereinstürzenden Gewässern hat der Kunststeiger seinen Tod 
gefunden. Der Teufel verpaßte seine Zeit nicht: er hatte ihn 
drunten geholt. 
Des Obersteigers Tochter Fohanna verfiel infolge jenes trüb- 
seligen Ereignisses in ein hitziges Fieber, an welchem sie lange in 
Lebensgefahr daniederlag. Die Jugend half ihr die Krankheit 
überwinden, aber sie war und blieb für immer tiefsinnig. So trat 
sie in das in der Sächsstadt zu Freiberg gelegene Jungfrauenkloster 
zur heiligen Akaria Magdalena ein. Erst später verließ sie es 
wieder, als dasselbe bei der Reformation gänzlich aufgelöst wurde, 
und kehrte in die Welt zurüch. Die Grube Turmhof ham nach 
jenem unglücklichen Ereignisse zum Erliegen, denn wo der Terfel 
gehaust hat, Kkann kein Segen aufkommen. 
589. Der Teufel holt einen verliebten Kleriker zu Freiberg. 
Gräße, Rd. 1, Ar. 271; 
Camerarius, Horae Subcisivae, Cent. I, Nr. 70; Moller, Bd. I., S. 19 ff. 
Es hat sich zu Freiberg ein geistlicher Scholar auf der dasigen 
Klosterschule heftig in eine schöne Jungfrau verliebt und, weil er 
sie nicht zu seinem Willen verführen können, Rat und Hilfe bei 
einem Schwarzkünstler gesucht. Der hat ihn in einen RKreis gezogen 
und seine gewöhnlichen Beschwörungen angefangen, da denn der 
Teufel, der sich zu solchem Spotte nicht lange bitten läßt, geschwind 
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