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zu sagen, mit den Herren in den Wagen, die Pferde jagten auf
und davon, und der Schloßherr ward nie wieder zu Weesenstein ge—
sehen. Seine Familie sagte, er sei ins Ausland gereist, und bald
nachher hieß es, er sei dort gestorben; das Volk aber meinte, der
Teufel habe ihn in höchsteigener Person geholt.
605. Der Teufel holt eine Bürgersfrau zu Pirna.
Pirnaische Annalen bei Hasche, Mlagazin der sächsischen Geschichte, Bd. VIII,
S. 397; Gräße, Bd. I, S. 159; Meiche, Sagenbuch der Sächsischen Schweiz,
Ar. 11.
Am Fastnachtsdienstage des Jahres 1411 ist eine reiche Bürgers-
frau zu Pirna auf allen Gassen mit einen Schlitten herumgefahren;
weil nun die Pferde nicht anziehen wollen, hat sie weidlich geflucht,
auch den bösen Feind gerufen, der sogleich dagewesen und ihr den
Hals umgedreht. Zum steten Gedächtnis ist an diesem Tage eine
Messe gehalten worden.
606. Brautentführung durch den Teufel.
O. Rebros, Sagenklänge aus der Sächsischen Schweiz, S. 120; nach
Hilscher, Zungensünden, S. 200.
In Sachsen hatte eine reiche Jungfrau einem schönen, aber
armen Jüngling die Ehe verheißen. Dieser, weil er sahe, was
kommen würde, da sie reich und nach ihrer Art wankelmütig war,
sprach zu ihr, sie werde ihm nicht Glauben halten. Sie fing an
sich zu verschwören mit diesen Worten: „Wenn ich einen andern
denn dich nehme, so hole mich der Teufel auf der Hochzeit!“ Was
geschieht? ANach geringer Zeit wird sie andern Sinnes und ver-
spricht sich einem andern mit Berachtung des ersten Bräutigams,
welcher sie ein= oder etlichemal der Verheißung und des großen
Schwurs erinnerte. Aber sie schlug alles in den Wind, verließ den
ersten und hielt Hochzeit mit dem andern.
Am hochzeitlichen Tage, als die Verwandten, Freunde und
Gäste fröhlich waren, ward die Braut, da ihr das Gewissen auf-
wachte, trauriger, als sie sonst zu sein pflegte. Endlich Kommen zwei