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anrufen wollte, was er auch tat. Dabei versprach er dem Teufel,
daß er sich ihm in fünf Jahren ergeben wolle. Diese fünf Jahre
war er glücklich; er schoß Hirsche und Hasen, soviel als er wollte.
Als aber das fünfte Jahr ablief, begann er in Furcht die heilige
Maria um Hilfe zu bitten. Sie erhörte ihn und sagte: „Wälze
einen Stein vor die Türe, damit der Teufel nicht herein kann!“
Der Teufel kam, gefahren und als er den Stein erblickte, wußte er
nicht, was er tun sollte, daß ihn die Leute nicht bemerkten. Der
Bauer aber rief ihm aus dem Fenster zu: „Wenn du mich in einer
Stunde nicht hast, kriegst du mich nicht.“ „Gut!“ antwortete der
Teufel und wollte den Stein wegwälzen; weil er aber sehr groß
war, konnte er seiner nicht Herr werden, wenn er nicht Teufelsmacht
anwenden wollte. Aun fing er an zu schelten und zu fluchen. Die
heilige Maria aber machte aus dem Steine einen Frosch und dieser
sprang auf den Teufel los und krächzte, daß er vor ihm fliehen
mußte. Der Bauer ward erlöst, weil die Stunde vorüber war.
Mit Arger ließ der Teufel von ihm ab und schlug den Frosch tot.
Der sitzt noch heutigen Tages dort. (Vgl. Ar. 740.)
622. Der Teufelsstein bei Kamenz.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, S. 89; Preusker, Blicke in die vater-
ländische Vorzeit, Bd. I, S. 179 ff.
Auf den Flurgrenzen von Biehla, Zschorna und Bernbruch,
eine Stunde nördlich von Kamenz, liegt ein zehn Ellen hoher, seltsam,
fast froschartig gestalteter Granitbloch, welcher längs der unteren
Seite eine Nettenartige Vertiefung zeigt. Dicht daneben waren noch
vor etwa hundert Jahren tiefe Gruben, Erdkessel, Teufelsgruben
genannt.
Die Sage erzählt von diesem Steine folgendes:
Als die erste Kirche in Kamenz gebaut wurde, wollte der
Teufel den Baumeister verführen, daß er diesen Fels zum Grund-
steine nähme, und versprach, denselben an Ort und Stelle zu schaffen.
Er legte auch eine Kette darum und hob ihn in die Höhe, wovon
noch jetzt der Eindruck zu sehen ist; aber er konnte ihn vor Mitter-
nacht nicht bis hin schaffen, und als es zwölf Uhr schlug, ließ er
den Stein aus Verdruß wieder fallen, so daß er noch jetzt ganz