— 483 —
so geschehen; die erste Kugel, die man abschoß, schmetterte die
Hexe zu Boden, die zweite machte ein großes Loch in die Mauer,
und nicht lange dauerte es, so war die feste Burg so zerschossen, daß
die Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben mußte. Der
böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleichge—
macht; noch heute aber soll man um Mitternacht bei Mondenschein
die gespenstige Amme die Trümmerhaufen fegen sehen.
627. Die Hexen zu Schellenberg.
Gräße, Bd. I, Ar. 552; v. Weber, Aus vier Jahrhunderten, Bd. I,
S. 371 ff.
Im Jahre 1529 sind zu Schellenberg im alten Schloß, welches
an der Stelle der vom Kurfürst August erbauten Augustusburg
stand, die beiden Hexen, die alte und junge Rodin, weil sie mehr-
mals zu Schönerstädt auf dem Hexensabbat gewesen, Diebsdaumen
verkauft, untreue Männer durch Zaubermittel zu ihren Frauen
zurüchführen gelehrt, Hexen gesotten und Abwesende zitiert, torquiert
und dann wahrscheinlich hingerichtet worden.
628. Ein Hexenprozeß vor dem Leipziger Schöppenstuhl. I.
Aasch der Montagsbeilage zum Dresdner Anzeiger, 1901, Nr. 38.
Im Dorfe Wehlitz“ erkrankte Rhurz vor der Erntezeit des
Jahres 1658 ein kleines Aldchen. Da sich im Bett der Kranken
öfters „böse spitzige Würmer, die wie große spitzige Fliegen gewesen,
teils schwarz und teils fahl ausgesehen, jeder sechs Beine und zwei
Hörner gehabt“, zeigten, so glaubte die Mutter des Kindes an Be-
hexung. Auf Anraten eines Nachbarn bereitete sie ein besonderes
Wachslicht und dieses ward auf Geheiß des Superintendenten von
Gommern in Gegenwart der Gerichtspersonen „probiert“". Es er-
gab sich nun, „daß solch Licht, so sie unterwärts gehalten, nicht ver-
* Obgleich Wehlitz dreiviertel Stunde von der sächsischen Grenze ent-
fernt im Regierungsbezirk Merseburg liegt, gehört dieser Hexenprozeß
doch hierher, da er durch den Leipziger Schöppenstuhl geführt wurde.
31°