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gegeben. So hatte sie von denselben immer so viel Butter, daß
sie diese von zwei Kühen nicht erhalten hätte. Endlich, als sie
nicht ersterben konnte und fürchterlich schwer litt, hat sie den
katholischen Geistlichen aus Rosental herbeigerufen. Diesem mußte
sie beichten und sie gestand ihm auch, daß sie noch eine Hostie
unter der Haustürschwelle in einem Tuche eingewickelt habe.
Der Geistliche hat dann diese Hostie nach Rosental gebracht.
Und den Hausgenossen hat er gesagt, daß sie die Kranke sollten
hinaus auf den Mist tragen, wenn sie vor Sonnenaufgang nicht
sterben würde. Darauf ist sie gestorben.
b.
V 643. Der alte Braubursche zu Brambach.
Gräße, Bd. II, Nr. 705; metrisch behandelt von Fr. Rödiger.
Zu Brambach am Mlarkte stand einst ein Brauhaus und
davor ein großer Wasserbottich. Einst sprach daselbst ein Brau-
bursche ein, um das Handwerk zu begrüßen und einen Trunk zu
begehren, da ihn sehr dürstete. Der Meister aber, der eben die
Maische rührte, rief hohnlachend: „Ein kRlopfender Stromer muß
etwas vertragen können!“ — Das verdroß den Wanderer sehr, und
er sann auf -ache. Scheinbar ruhig sagte er: „Kann schon eine
Weile warten“, legte Bündel und Rock im Brauhaus nieder und
ging in den Garten, um sich ein Kraut zu pflüchen, mit dem er
dem Braumeister das Bier verderben wollte. Dann ham er wieder
ins Brauhaus und erbot sich gegen diesen, an seiner Statt die
Maische zu rühren. Das war dem Meister eben recht, denn er hatte
etwas im Dorfe zu besorgen, und übergab deshalb dem Burschen
sofort den Bührpfahl. Ehe ihm die Frau Mieisterin das Frühstüch
brachte, hatte er bereits seinen Hokuspokhus gemacht und das Kraut
unter die Maische getan, und als nun die Frau Meisterin kam,
rief er ihr lachend entgegen: „Das Bier wird gewiß recht steigen,
das ich euch braue; denkt an mich!“