Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 505 — 
654. Der schwarze Bruno zu Leipzig. 
Gräße, Bd. J, Ar. 417; Edm. v. Felsthal, des deutschen Volkes Sagen— 
schatz, S. 280 ff. 
In einem Kloster zu Meißen lebte ein Mönch, mit Namen 
Bruno, den man gewöhnlich den schwarzen Bruno hieß. Mit Hilfe 
der schwarzen Kunst, die er in Italien gelernt hatte, hinterging und 
betrog er die frommen geistlichen Klosterherren und trieb nächte— 
lang in den Frauenklöstern unter den jungen Nçonnen sein Wesen. 
Endlich verwies ihn der Erzbischof aus dem Kloster und aus der 
ganzen Gegend. Er ging hierauf nach Bautzen und wurde dann 
zu Leipzig in einem Kloster aufsgenommen. Hier führte er indes 
ein noch ruchloseres und wollüstigeres Leben als zuvor und wurde 
endlich von einem großen Zauberer in eine Kristallflasche gebannt 
und diese 19 Fuß tief unter die Erde vergraben. 
Nach vielen Jahren, als man in der Stadt an der Stelle, 
wo er eingegraben worden war, ein stattliches Haus zu bauen be- 
gann, fand ein Erdgräber die Flasche, in welcher der schwarze 
Klosterbruder alsbald erkannt ward. Alle Versuche, sich dieser 
Flasche wieder zu entäußern, blieben fruchtlos. So oft er sie an 
einen andern verschenkte oder an irgend einen entlegenen Ort ver- 
barg, hat sie sich stets wieder in seiner Tasche eingefunden und ihn 
Tag und Nacht geängstigt, bis er sie endlich unter die Erde in 
den Keller seines Hauses vergrub und dieses verkaufte. 
Einst schickte der neue Eigentümer desselben seine Tochter in 
den Keller, um Wein zu holen. Wie sie dahin kommt, funkelt ihr 
etwas Helles entgegen, sie hebt eine festverschlossene Flasche von der 
Erde auf, in welcher ein leuchtendes Golddingchen lustig auf und ab 
hüpft, nimmt es mit und bittet ihren Vater, ihr das schöne Tierchen zu 
schenken, das sie in der Aacht zum Leuchten neben ihr Bett setzen wolle. 
Voll Entsetzen erkennen die Eltern den bösen Klostergeist darin, 
entreißen dem Mädchen das Gefäß, knüpfen ein schweres Eisen 
daran und senken es in den tiefsten Grund der Pleiße.“ 
  
Vogel, Leipz. Chronik, S. 123, erzählt, als man im Jahre 1546 
die Kapelle zu St. Katharinen völlig abgebrochen, habe man im Grunde 
derselben ein schmales Glas gefunden und vermutet, ein Mönch habe da 
hinein den Teufel gebannt. Deshalb vermauerte man es wieder im Grunde 
der Halleschen Bastei, die man von jenen Steinen überhaupt baute.
	        
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