Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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659. Die Totengräber zu Großzschocher. 
Gräße, Bd. I, Ar. 436; Hist. Aa#chl. zu den Geschichten der Stadt Leipzig. 
Leipzig 1744, S. 86 ff.; vgl. Vogel, Annalen, S. 246. 
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts sind im Dorfe Groß- 
zschocher bei Leipzig zwei Totengräber gewesen, die haben ein 
Bündnis mit dem Teufel gemacht, und so sind sie mit dessen Hilfe 
in kurzem Meister in der Zauberei geworden; ihre Weiber und 
Kinder, Schwiegersöhne und Töchter waren erst ihre Lehrlinge, nachher 
aber in den satanischen Handgriffen so stark als die Mieister selbst. 
Sie hatten ein besonderes Pulver zugerichtet von gedörrten und 
kleingestoßenen Kröten, Schlangen und Molchen, welches sie anfangs 
einigen Patienten im Dorfe eingaben, um ihr Mlitleid zu bezeigen 
und den Schein zu haben, als wollten sie baldige Besserung zu 
befördern suchen. Als es ihnen geglückht und sie auf diese Art 
immer eins nach dem anderen unter die Erde gebracht, fingen die 
Weiber und Schwiegersöhne, damit die erstere Bosheit nicht gemerkt 
werden solle, an, mancherlei Wetter zu machen, die Luft zu ver- 
giften, und wenn sich die Leute klagten, gaben sie ihnen entweder 
das gedachte Pulver ein oder sie beräucherten sie damit, worauf 
denn das arme Volk hinfiel wie die Fliegen. Hierzu kam, daß diese 
satanischen Bundesgenossen nicht warteten, bis eine kranke Person 
wirklich gestorben war, sondern wenn sie nur etwas krank zu 
werden schien, taten sie sie sogleich in einen Sarg und brachten sie 
halbtot zur Erde. Weil nämlich der Ort im Ruf war, daß hier 
eine ansteckende Pest grassiere, so wollte sich niemand zu den kranken 
Leuten getrauen, mithin ward den Totengräbern alles überlassen, 
die mit ihnen hantierten, wie sie wollten. Da hat die göttliche 
Gerechtigkeit es gefügt, daß die Sache an den Tag kam. Es 
kommt nämlich eines Tags ein Handwerksbursche aus der Fremde 
und kRehrt in einem Gasthof zu Großzschocher ein, und vor dem- 
selben tragen die Totengräber eine Leiche vorbei. Der Handwerks- 
bursche ist neugierig und fragt, wer die gestorbene Person gewesen. 
Man gibt ihm zur Antwort, er kRenne sie doch nicht, es grassiere 
allhier ein Sterben, wo es die Leute nicht lange machten; so sei 
gestern noch ein junges munteres Frauenzimmer gewesen, das man 
jetzt hinaustrage, diese sei frisch und gesund im Dorfe herumgegangen 
und heute tot, und werde jetzt begraben. Der Bursche fragte weiter:
	        
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