Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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entsagte dem Teufel und seinem Buhlen Tatman Lucifer öffentlich 
und zeigte ein sehnlich Verlangen nach Christo, nahm auch am 
18. Juli das heilige Abendmahl. Endlich ging er, nachdem er die 
übrige Zeit seines Lebens mit Gebet und christlichen Gesängen zu- 
gebracht, am 20. desselben Monats getrost und freudig zur Gerichts- 
statt und ward hier in Gegenwart vieler Zuschauer lebendig ver- 
brannt im 36. Jahre seines Alters und 2. seiner unseligen Dienst- 
barkeit. 
662. Die sechs Teufelskünstler in Leisnig. 
Gräße, Bd. J, Nr. 341; Kamprad, S. 41 ff. 
Als ein Wahrzeichen von Leisnig zeigte man an einem Scheun- 
tore vor dem dortigen Obertore sechs Männer in Stein gehauen, 
welche mit ihren Leibern und Gesichtern in einem Kreise also auf 
der bloßen Erde liegen, daß sie mit den Füßen alle einander 
berühren, während in der Mitte ein Raum mit Charakteren be- 
zeichnet ist. Dazu hat folgende Begebenheit Anlaß gegeben. Ein 
Bürger aus Leisnig, namens Johann Bichter, ein RKupferschmied, 
gerät, als er im 17. Jahrhundert auf der Wanderschaft ist, zu Prag 
in Böhmen unter eine böse Gesellschaft, welche, um Teufelskünste 
zu lernen, sich auf einen Kreuzweg begeben und sich nach oben be- 
schriebener Figur mit ihren Leibern und Gesichtern auf die Erde 
legen und das Verlangte erwarten. Dieser Fohann Bichter willigt 
aber nicht ein, sondern geht davon. Nach der Zeit erfährt er, daß 
diese Gesellen allerlei Künste an den Tag geben, und was andern 
nicht möglich gewesen, ist bei ihnen möglich geworden; er hat aber 
weiter auch in Erfahrung gebracht, daß einer nach dem andern 
schändlich ums Leben gekommen und nach anderthalb Jahren -einer 
von ihnen allen mehr am Leben war. Darum hat er Gott viel- 
mals gedankt, daß er ihn von dieser Gesellschaft geholfen, und 
diese böse Geschichte zum Gedächtnis in Stein hauen lassen.
	        
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