Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zu wissen, was in demselben Briefe geschrieben stehe, damit er der— 
gleichen nachmachen könne. Er hätte ihn deswegen in des Teufels 
Aamen mit einem hölzernen Messer, das er selbst dazu verfertigt, 
weil es mit einem andern nicht angehen wollen, voneinander ge— 
schnitten, da er den Teufel in eines Bockes Gestalt mit zwei Bären— 
klauen, einem Pferde= und Menschenfuße angetroffen. Uberdem 
wäre darin die Hölle abgebildet gewesen, welche viele Menschen in 
und um sich gehabt, wobei es geschienen, als wenn es von oben 
hereingeregnet hätte, auch hätten sich einige Feuerhaken und ein 
toter Menschenkopf darin gezeigt. Daß er aber dieses unternommen, 
solches hätte sein gewesener Herr Gutschmann veranlaßt, der ihm 
immer vom Teufel vorgeschwatzt und ihm versichert hätte, der Teufel 
vermöge mehr als Gott auszurichten und ihn aus aller Gefahr zu 
retten, auch könne er ihm alles geben, was er nur verlange. Dieses 
wahr zu machen, habe ihm sein Herr gefragt, was er zu essen be- 
gehre? Da er nun Weintrauben und Obst, was gerade zu dieser 
Zeit nicht zu bekommen gewesen, verlangt, so sei solches auch an- 
geschafft worden, und habe er wirklich geglaubt, den natürlichen 
Geschmack davon zu empfinden. ANachdem er nun solches Bündnis 
besagtermaßen eingegangen, sei er sowohl vom Satan, der ihm 
allezeit in dieser Gestalt erschienen sei, als auch von seinem Herrn 
angetrieben worden, andern Menschen auf alle Art und Weise 
Schaden zuzufügen. Zu dem Ende hätte er die Gestalt einer Katze 
angenommen und alsdann nebst seinem Herrn, welcher ein anderes 
Tier vorgestellt, den Leuten macherlei Ubels und Unrecht angetan. 
Insonderheit erzählte er, daß sie auf einem Dorfe, dessen Aamen er 
nicht zu nennen wußte, in angenommener KRatzengestalt die frischen 
Würste im Wirtshaus aufgefressen. Zu einer andern Zeit hätten 
sie alle beide sich in Apfel verwandelt und durch ein offenes Fenster 
oder zerbrochene Scheibe in ein Haus, Stube oder Kammer, wo die 
Leute geschlafen, sich bis ins Bette gerollt. Wenn dann dieselben 
aufgewacht und den im Bette gefundenen Apfel bis auf den Kern 
verzehrt, das Kernhaus aber vom Bett auf die Erde geworfen, so 
hätte sich dasselbe in einen toten Menschenkörper verwandelt und 
einen greulichen Gestank von sich gegeben, worüber sich die Menschen 
entsetzt, krank worden, auch wohl gar gestorben. Mit der Verwand- 
lung aber in eine Katze, Apfel oder Vogel wäre es so zugegangen. 
Sein gewesener Herr Gutschmann hätte drei Hände voll Miist ge-
	        
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