Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 530 — 
sei Dank, ich komme nicht zu spät,“ sagte der Pfarrer, griff nach 
dem Buche und las es ohne Umstände rückwärts, worauf das Getier, 
durch den Zauberspruch genötigt, seinen Rückzug in die kupferne 
Ofenpfanne antrat. Elstern, Eulen, Krähen und Böchklein ver- 
schwanden allgemach, und mit dem Schlage Eins war nicht eine 
der Bestien mehr in der Stube. Nachdem die letzte verschwunden, 
legte der Pfarrer das Buch weg, mit den ernsten Worten: „Wohl 
euch, daß ich noch fertig wurde! Wäre nach dem Schlage Eins 
noch ein einziges der höllischen Bilder hier verblieben, so hätte euch 
der Böse den Hals umgedreht!“ 
Das klang freilich sehr schauerlich; doch die Burschen waren 
ja von der Gefahr befreit und schöpften wieder Atem. Der Pfarrer 
aber kanzelte sie noch tüchtig ob ihres verwegenen Beginnens her- 
unter und ließ sich von ihnen das Versprechen ablegen, daß sie nie 
wieder mit ähnlichen Dingen sich beschäftigen wollten. Die jungen 
Leute, die im Gefühle ihrer Rettung sonst etwas versprochen haben 
würden, legten das Gelübde freudig ab, und der Pfarrer verließ 
sie, nachdem er das Teufelsbuch an sich genommen, das seitdem 
für immer verschwunden ist. Die Braupfanne mit Gold ruht noch 
unversehrt im Falkenberge; niemand mehr weiß den Zauberspruch, 
der sie aus der Tiefe hebt, und die einzige Kunde, wie dies ge- 
schehen RKkönne, ist für alle Zeiten verloren. 
Lob und Genossen haben ihr Versprechen redlich gehalten, und 
sich, in Erinnerung der grauenhaften Nacht, wo sie beinahe dem 
Teufel verfallen wären, nie mehr mit Dingen abgegeben, die dem 
besten Christen allenfalls den Hals und die Seligkeit kosten Können. 
Aber alle vier sind jung gestorben, an einem Knachs, gerade nicht 
am Körper, aber im Herzen, und den haben sie nicht verwinden 
können ihr Leben lang. Vgl. die Ar. 683 und 692. 
673. Pfarrer Klunges Verhängnis. 
Pilk, Aeutirch a. H., S. 84 ff. 
Am sogenannten Ziegenrücken, der sich vom Pfarrhause östlich 
der Wesenitz entlang erstreckt, befand sich früher ein kleines Erlen- 
gebüsch, an welchem kein A-eukircher des Abends gern vorüberging.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.