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den andern mit Blut geschrieben; der erste sei verloren gegangen,
den andern habe er vors Fenster gelegt, daß ihn der Teufel holen
solle. Dieser holte das Papier aber nicht, daher nähte es Pursche
in ein Säckchen und trug es am Halse mit sich herum, nahm es
aber ab, als er am Gründonnerstag zum Abendmahl gehen mußte,
und verbarg es im Bette, wo man es fand. Er ward zum Staupen—
schlag und Landesverweisung verurteilt, zuvor aber in Haft ge—
nommen, um sich zu bessern.
676. Der kluge Mönch von Kamenz.
Gräße, Bd. II, Ar. 872; N. Laus. Mag. 1832, S. 448; Köhler, Bilder aus
der Oberlausitz, S. 128 ff., ck. S. 240; Gräve, S. 44; Zeit. f. d. eleg. Welt,
1817, S. 358.
Wie sich an vielen Orten Sachsens, z. B. auf dem Sonnen-
stein, in der Ruine der Mönchskirche zu Budissin, auf der Orten-
burg daselbst, in der St. Johanniskirche zu Zittau usw. hin und
wieder ein gespenstiger Mönch zeigen soll, der durch seine Erscheinung
stets der Stadt ein Unglück andeute, so soll auch in Kamenz zu-
weilen ein Franziskanermönch zu sehen sein, der sogar einmal die
Buchstaben C. M. P. an das Klostertor angeschrieben habe, die man,
da bald darauf 1680 die Pest erfolgte, als Camitia Misere Peribit
(d. h. Kamenz wird elendiglich zugrunde gehen) deutete.“
Viele halten ihn für den Erfinder des Schießpulvers Berthold
Schwarz, dessen angeblichen Grabstein in der St. Annenkirche zu
Kamenz eine RKanone ziert, und dessen Standbild an der Hausecke
der Budissiner Gasse Ar. 91 angeblich zu sehen gewesen sein soll.
Dies ist aber unmöglich, denn jene Grabstätte ist die eines Büchsen-
meisters, Max Gottmann, der im Jahr 1508 hier verstarb, und
jenes Standbild bezeichnet, daß der Besitzer dieses Hauses einst ein
gewisser Hans Wagner ( 1503) gewesen sei. Daher muß jener
Mönch wohl der unruhige Geist eines der letzten Mönche des auf-
gehobenen Franziskanerklosters zu Kamenz, Matthäus Rudolph sein,
der, nachdem er zu Leipzig und Paris besonders Magie und Alchimie
studiert, von seiner engen Zelle aus im Kloster St. Anna in Kamenz,
Haupt, Bd. I, S. 144, erklärt die Buchstaben mit der Annahme
eines (sächsischen) Schreibfehlers als C. M. B.— Caspar, Melchior, Balthasar.