Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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meinen Aamen nicht, es bleibt kein Mann, der Feind verliert einen 
Großen (den General von Röhl)!“ Vor der Schlacht bei Kollin 
am 18. Juni 1757 soll er allemal beim neunten Alann jedes Gliedes 
einige unverständliche Worte gemurmelt und seinen Leuten den Sieg 
versprochen haben. Der glückliche Erfolg bewahrheitete es, denn 
sein Regiment erbeutete neun Fahnen. Da er noch als junger 
Offizier in Polen stand, fand einst in Dresden ein glänzender 
Aaskenball statt, worüber einer seiner Kameraden äußerte, wie er 
von Herzen gern demselben beiwohnen möchte, allein es fehle ihm 
an Geld, auch sei, da der Ball übermorgen beginne, die Zeit zu 
Rkurz, selbst wenn man Dr. Fausts Mantel besäße, um zur rechten 
Zeit daselbst einzutreffen. Sybilski, der es gehört, nahte sich und 
raunte ihm ins Ohr: „SGeld ist 's wenigste, vertraue mir, Kamerad. 
Ubermorgen nachmittags um 3 Uhr stelle dich vor dem Tore bei 
der großen Fichte ein, wir brechen auf und sind noch vor dem Be- 
ginn der Redoute in Dresden!“ Verblüfft sah ihn der Ballustige 
an, wollte sprechen, allein Sybilski gebot ihm Stillschweigen und 
entfernte sich. Zur bestimmten Zeit erschien der Krieger an jenem Orte 
und fand bald Sybilski, der, in seinen roten Mlantel gehüllt, an- 
geschritten Kam; er schlang selbigen um ihn, befahl ihm, weder rück- 
noch vorwärts zu blichen, und nun ging's fort durch die Luft, als 
flögen sie davon. Abends Schlag 5 Uhr befanden sie sich in Dresden, 
hatten noch Zeit genug sich zu sammeln und einen Maskenanzug zu 
wählen, worauf sie mit jugendlichem Frohsinn der Redoute bei- 
wohnten, am andern Morgen um 9 Uhr Dresden verließen und 
auf dem Mantelfuhrwerk mittags 11 Uhr auf dem Paradeplatz in 
Warschau probemäßig gekleidet eintrafen. 
Einst kam nun der verrufene Pumphut, welcher nachher sein 
treuer Begleiter war, zu ihm und pries ihm seine Künste an. Sy- 
bilski warf schwarze Haferkörner in den Kacheltopf, welche sich so- 
fort in Fußvolk verwandelten, herauskletterten, sich auf dem Schloß- 
hofe versammelten, manövrierten, sich wieder in ihre Kkupferne Kaserne 
begaben und wieder als schwarze Haferkörner darinnen lagen. Pump- 
hut langte nun aus einer am Fenster stehenden Mulde einige Erbsen- 
körner heraus und warf sie ebenfalls in den Kacheltopf, welchem 
flugs völlig equipierte Reiter entstiegen. Allein da er Sybilskis 
Worte nicht wußte, vermochte er sie nicht wiederum in den Kachel- 
topf zu bringen, vielmehr setzten sie ihre Klingen auf seinem Buchel
	        
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