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Händler das schmucke Tier erblickt, so stritten sie sich förmlich um
seine Erwerbung. Es wurde für eine ansehnliche Summe los-
geschlagen. Der Vater nahm den Kopfstrick an sich, während die
Biehhändler den Ochsen in der Richtung nach Kamenz wegführten.
Letztere machten unterwegs bei einer Schenke Halt. Der Stier
wurde in den Stall gezogen, und seine Besitzer zechten und jubelten
über den nach aller Meinung sehr vorteilhaften Einkauf. Einer
derselben gab der Stallmagd den Auftrag, dem Ochsen etwas Futter
zu reichen. Als dies geschah, sagte das Tier mit menschlicher Stimme:
„Heu und Stroh mag ich nicht. Ein fetter Braten wäre mir lieber!“
Aufs äußerste erschrocken eilte die Magd in die Gaststube und er-
zählte, der Ochse könne reden; er verschmähe Heu und Stroh und
verlange Braten. Die Händler schüttelten lachend den Kopf. Aur
einer ging, um nachzusehen, mit in den Stall. Kaum böffnete er
aber die Tür desselben, so schwirrte eine Schwalbe heraus, deren
Gestalt Krabat angenommen hatte. Der Ochse war verschwunden,
und der junge Hexenmeister kam noch früher als sein Vater in der
elterlichen Behausung zu Eutrich an.
Eine Zeit verstrich. Das erlöste Geld ging zur Aeige. Da
wurde ein ähnlicher Streich vorbereitet. Krabat sagte zu seinem
Stiefvater: „Diesmal mögt Ihr mich als Pferd zu Markte führen.
Verkauft aber nimmermehr die Halfter und den Zaum mit. Beides
nehmt wieder mit nach Hause, sonst bin ich unglücklich!“ Flugs
verwandelt sich der Bursche in ein prächtiges junges Roß. Der
Vater setzt sich darauf und reitet nach Wittichenau. Das schöne
Pferd zieht die Aufmerksamkeit aller Kenner auf sich. Da tritt
ein ältlicher Mann mit weißem Barte hinzu. Er stellt das höchste
Angebot, und der Handel wird geschlossen. ANachdem er gezahlt,
weigert er sich jedoch, Halfter und Zaum herauszugeben. Alle Be-
mühungen des Vaters darum sind umsonst. Der Weißbärtige
schwingt sich auf das Roß und sprengt in rasendem Karriere von
dannen. Es war der Lehrmeister Krabats, der Müller aus Schwarz-=
Collm. Derselbe hatte von der ersten Tat seines ehemaligen Schülers
gehört und war nun zornerfüllt getommen, um diesen für die Weg-
nahme des Zauberbuches zu züchtigen und womöglich ganz zu
verderben. Zunächst ließ er Krabat seine Macht fühlen. Er sprengte,
das arme Tier mit Sporen und Gerte zu tollstem Laufe zwingend,
durch Wald und Feld, über Hechen und Dorn. Nach langer Hetz-