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welche dabei zischte, brodelte und unter Donnergetöse mannshoch
emporstieg; die Sträucher ringsherum aber begannen zu brennen.
(Später hat sich an jener Stelle des großen Teichs ein Ungetüm
bemerken lassen, das selbst im Winter unter furchtbarem Rumor
die Eisdeche hob.) Krabat schlug sein letztes Krankenlager im Gast-
hofe von Groß-Särchen auf. Die freundlichen Wirtsleute waren
auf das sorgsamste um seine Pflege bemüht. Er sagte zu den
sein Bett umstehenden Getreuen, man solle wohl achthaben auf
sein jenseitiges Schichsal. Wenn sich sein Geist der irdischen Hülle
des Körpers entlöste und es würde dann ein schwarzer Rabe auf
dem Schornsteine des Sterbehauses sitzen, so sei er verloren. Ließe
sich dort oben aber ein weißer Schwan sehen, so habe er ein seliges
Ende gefunden. Alle Untertanen waren in der Sterbestunde des
geliebten Herrn vor dem Hause versammelt. In tiefem, ernstem
Schweigen harrten sie der Todesnachricht. Er hatte ausgelitten.
Eben stimmten die im Sterbezimmer Weilenden den wendischen
Trauergesang an. Da richteten sich aller Blicke nach oben. Dort
auf dem Dachfirst erglänzte das weiße Gefieder eines Schwanes.
Historisches zur Krabatsage: Nach H. A. Schömmel (Gebirgs-
freund, XV. Jahrg., Ar. 6) nannte der Volksmund den pensionierten,
in Agram gebürtigen Kroatenoberst Johann von Schadowitz einfach
nur Krabat. Auf ihn, der die letzten Jahre seines Lebens in Groß=
Särchen (auch Klein-Sorau genannt) verbrachte, sind, wie auf den
Dr. Faust, jedenfalls eine Mlenge umlaufender Geschichten übertragen
worden. (Vgl. über seine Person jedoch auch Pilk am oben an-
gegebenen Orte.)
* Nach einer neueren echt volkstümlich naiven Ausgestaltung der
Sage wurde das Bild jenes Vogels zum ewigen Angedenken in Stein
ausgehauen und prangte als Wahrzeichen Groß-Särchens bis in unsere
Tage hinein über der Tür des dortigen Gasthofs „zum weißen Schwan“.