Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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riet ihm, diese Goldstücke ja nicht vor Ablauf eines Jahres aus- 
zugeben; doch Bär folgte nicht, denn nach etwa drei Vierteljahren 
nahm er dieselben mit auf den Auerbacher Jahrmarkt und ver- 
kaufte sie an einen Goldschmied. Aach einem Vierteljahr war er tot. 
685. Der unheilvolle Andreasabend. 
Gräße, Bd. I, Ar. 682; Köhler, Aberglauben, S. 572. 
In den siebenziger Jahren des 18. Jahrhunderts trug sich in 
Schreiersgrün bei Treuen folgendes zu. Sechs erwachsene Mädchen 
wollten am Andreasabend die Wäschstange schütteln“ und mußten, 
um zu derselben zu gelangen, über eine Hecke steigen. Als sie 
schüttelten, hörten sie auf einmal von einem geheimnisvollen Wesen 
die Worte: „Ein Scheffel Därmer.“ Sogleich rissen die sechs Mädchen 
aus und machten sich wieder über denselben Zaun aus dem Garten 
heraus. Aber das letzte Mlädchen verfing sich in dem Geäst, stürzte 
nieder und verwundete sich dergestalt, daß ihr das Gedärme aus 
dem Leibe heraushing. 
686. Orte, aus denen die Sperlinge verbannt sind. E 
Köhler, Sagenbuch, Ar. 278. 
In dem nur aus wenigen Häusern bestehenden Lauterholz bei 
Lauterhof und Stangengrün soll man keine Sperlinge finden. Man 
  
* Im Vogtlande schütteln die Mädchen am Andreasabend einen 
Erbzaun, d. h. einen Zaun, der sich an einem geerbten Grundstücke befindet, 
und sprechen dazu: 
„Erbzaun ich rüttle dich, 
Feines Liebchen, ich bitte dich, 
Du wolltest mir lassen ein Hündlein bein (bellen), 
Wo mein Herzallerliebster wird sein.“ 
Dann horcht man auf Hundegebell, und in jene Gegend, woher dasselbe er- 
schallt, dahin heiratet man (s. Köhler a. a. O. S. 382). Einen Andreasspruch 
aus der Sächsischen Schweiz in meinem „Dialekt der Kirchfahrt Sebnitz“, 
1898, S. 97.
	        
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