Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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hat sie schon in Aestern dorthin verpflanzen wollen, aber sie sind 
nicht geblieben. Dasselbe erzählt man von Karlsfeld, wohin man 
Sperlinge aus Eibenstock brachte, ohne daß sie geblieben sind. Es 
wird erzählt, daß diese Vögel von Zigeunern weggebracht worden 
seien. Auch von Neudörfel bei Schneeberg wird erzählt, daß dortselbst 
keine Sperlinge nisten. 
687. Der krumme Schuß in Zwichkau. 
Gräße, Bd. I, Ar. 613; Ziehnert, S. 525. 
Als 1546 Ferdinand, König von Böhmen, und Herzog Moritz 
von Sachsen Zwickau belagerten, ist aus der Stadt mit einem Stückh 
(d. h. Feldstüch) durch beide Kirchtüren geschossen worden. Die Rirche 
liegt in der Stadt fast zwischen Morgen und Mittag, die Türen 
aber gehen gegen Mittag und Mlitternacht. Bei der mittäglichen 
Türe liegt ein Berg vor, und die mitternächtliche geht ganz und 
gar nicht gegen die Stadt. Darum haben die Alten gemeint, daß 
diesen Schuß ein Zauberer getan habe, welcher gewußt, daß eben 
zu selbiger Zeit sich in der Kirche viele vornehme Herren aufgehalten, 
und sind darum auch Reine neuen Türen gemacht worden, sondern 
nur Brettlein vor die Löcher genagelt worden. 
688. Wie die große GEloche in der Zwickauer Marienkirche 
ihre Stimmung bekommen hat. 
Gräße, BRd. I. Ar. 601; Schmidt, Chronica Cygnea, Bd. I, S. 78. 
Als die große Glocke auf dem Turm der Marienkirche am 
12. Juli 1512 sprang, weil man von acht Uhr abends bis den 
andern Morgen früh um vier eines schrechklichen Gewitters halber 
nach damaliger Gewohnheit geläutet hatte, so fragte der Glocken- 
gießer, der sie umzugießen hatte, als das Mietall schon geschmolzen 
war, und er das Wertk selbst beginnen sollte, die dabeistehenden 
Ratsherren, was für einen Ton er der Gloche geben solle!? Da 
nun diese verlangten, er soll derselben das Chormaß nach der 
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