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695. Festgemachte werden von ihrem Wesen und ihrer
geheimnisvollen Kraft befreit.
Köhler Nr. 271; Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 873 u. 874.
Im Jahre 1652 lebte zu Satzung ein ehemaliger Soldat,
Michael BVogel, welcher der Festigkeit wegen ein Amulett am Halse
trug und nun beim Trunk immer Zank und Schlägerei anfing.
Als er aus dem Kriege nach Hause Kkam, warf er das Amulett weg,
aber es Ram aus Feuer und Wasser wieder. Endlich wurde sein
Beichtvater auf das Amulett aufmerksam und nahm es an sich.
Michael Vogel sagte, er müsse es mit gewissen Zeremonien ab-
nehmen, doch der Priester versicherte, der Teufel habe über ihn Reine
Gewalt, er wolle es schon wegschaffen. Damit ging er zu einem
Schmied und warf es ins Feuer. Da fuhr's zur Esse hinaus mit
Ungestüm und platzte wie ein Doppelhaken. Darauf wurde der
Kerl ganz anders, friedlich und sittsam.
Ahnliches begab sich 1639 in Grünhain. Ein junger Fleischer
hatte sich bei den damals auf Scharfenstein liegenden Schweden
festmachen lassen; davon wurde er so blutdürstig und unbändig,
daß er beim Trunk keines Menschen Freund war. Als er sich
aber verheiratete und in die Zunft aufnehmen ließ, trachtete die
Freundschaft darauf, wie er die Festigkeit loswerden möchte. Man
brauchte allerlei Mittel, aber vergebens, bis endlich einer die Teufelei
aus dem Leibe purgierte und eine Hummel von ihm kam.
696. Von dem an eine Stelle festgebannten Sohne zu
Freiberg.
Gräße, Bd. I, ANr. 278; Moller a. a. O., S. 220 ff.; Camerar., Horae
subeis. Bd. III. S. 124; Cur. Sax. 1736, S. 3 ff. (Hilscher), Das verwünschte
Kind zu Freiberg, Freib. 1747, 8; poet. beh. b. Segnitz, Bd. I, S. 20.“
Im Jahre 1545 hat ein Bürger zu Freiberg, namens Lorenz
Nichter, seines Handwerks ein Leineweber, welcher auf der Wein-
gasse gewohnt, seinem vierzehnjährigen Sohne etwas zu tun be-
* Eine ähnliche Sage von einem Kornwucherer aus Pöthen bei
Halberstadt erzählt Knauth, Chronik des Klosters Zelle, Teil VIII, S. 285.