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kehrten alle in die Stadt zurück und begaben sich in den Gasthof,
wo sie noch elf andere Personen fanden, die dasselbe Rufen gehört
hatten und in gleicher Absicht aus ihren Häusern herbeigeeilt waren.
Gesprächsweise aber erfuhr der Aktuar, daß einzelne dasselbe Ge—
räusch früher schon oft dort gehört hatten.
Am nächsten Tage ward jedoch auf dem Gerichtsamt angezeigt,
daß an demselben Abend ein alter Mann aus Berthelsdorf sich in
Rochsburg von einem Bäcker einen Sack voll Brezeln geholt hatte,
um dieselben auf den nahe gelegenen Dörfern herumzutragen und
zu verkaufen. Als derselbe an die Stelle kam, wo sonst der brennende
Mönch zu erscheinen pflegt, erhob sich plötzlich ein furchtbarer Sturm—
wind, und jener erblickte vor sich eine Anzahl Pferde, auf deren eins
er nebst seinem Sack durch eine unsichtbare Gewalt geschwungen
ward. Darauf flog besagtes Pferd mit ihm in die Luft und drehte
sich in einem Wirbel herum, so daß er vor Angst nicht wußte, was
er mit seinem Brezelsack anfangen sollte. Er sah schon das gräfliche
Schloß und die umliegenden Dorsschaften unter sich liegen; nachdem
er aber ganz verzweifelt zu Gott gebeten, er möchte ihm doch in
seiner Not zu Hilfe kommen, ward er, als gerade die Glocke elf
schlug, durch eben diese geheimnisvolle Kraft wieder an diejenige
Stelle, wo ihn das Pferd aufgenommen hatte, zurüchversetzt,
und nun gelang es ihm, seine Behausung zu erreichen; er ver-
fiel aber sofort in eine schwere Krankheit.
703. Die behexten Brote zu Falkenhain.
Gräße, Bd. 1, Nr. 369; Knauth, Teil VII, S. 261.
Im Dorfe Falkenhain bei Alittweida hat sich im Mai des
Jahres 1697 folgendes Wunder zugetragen. Alan hat auf dem
Rittergute Brot gebachen, und da ist zu drei verschiedenen Alalen
von beglaubten Leuten ganz sicher beobachtet worden, daß die ein-
geschobenen Brote von selbst fortrüchten oder nach den Winkeln zu
wichen oder gar zum Ofen herausfuhren.