Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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706. Die Pestmüller in Leipzig. 
Christ. Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 964. 
Ehe Anno 1643 etliche Hundert meist Vornehme in Leipzig 
an hitzigen Fiebern und andern Krankheiten hingerissen wurden, 
haben die Mühlgänge in St. Thomas Alühle von sich selbst zu 
gehen angefangen. Der Müller läuft zu und findet zwei Jüng- 
linge, die mahlen. Er verweist's ihnen, daß sie sich nicht angemeldet 
hätten, sie antworteten aber: „Gib dich zufrieden: 
Wir mahlen den Reichen den Tod, 
Den Armen aber das Brot.“ 
707. Die seltsamen Bienen zu Leisnig. 
Gräße, Bod. I, Nr. 344; Kamprad, S. 433. 
Im Jahre 1578 hat ein Bürgermeister zu Leisnig von dem 
Pfarrer zu Langenleuba einen Bienenschwarm um zwölf Groschen 
gekauft und in seinen Garten tragen und einfassen lassen, welche 
aber etliche Male aus unterschiedlichen Stöchen gezogen und sich 
doch allezeit wieder angelegt haben. Daraus hat dann der Bienen- 
mann gemerkt, daß eine Person, welche die Bienen nicht leiden 
können, im Garten vorhanden sein müsse, und als er sich darnach 
umsieht, so wird er des Ger. Fr. (der Name ist nicht näher bezeichnet) 
Leib gestoßen, daß er sich krümmen müssen, und ist auch nicht das ge- 
ringste an seinem Leibe verletzt worden. Als er aber solches zum dritten 
Male tun wollen, ist das Schwert jählings durch die Brust in den Leib 
und das Herz hineingefahren, daß der gottlose Mensch elendiglich gestorben 
und zugrunde gegangen (s. Gwerb, Von dem abergläubischen Besegnen, 
S. 129). Einen andern Fall erzählt Mlisander, Deliciae Historicae oder 
Histor. Ergötzlichleiten. Dresden 1698. 80. S. 159, nach Luther (Werke, 
deutsch. Jen. A. Bd. VIII, S. 121 a). Es ist nämlich einmal ein Jude zu 
Herzog Albrecht zu Sachsen gekommen und hat ihm einen Knopf mit selt- 
samen Charakteren und Zeichen angeboten, der sollte für kalt Eisen, Stechen 
und Schießen dienen. Da hat der Herzog gesagt: So will ich's mit dem Juden 
zuerst probieren. Er hat ihn vors Tor ins Feld hinausgeführt, ihm den 
Knopf an den Hals gehängt, sein Schwert gezogen und ihn durchstochen, 
also daß ihm sein Schemhamphorasch Tetragrammaton nichts geholfen. — 
Vgl. auch die Sagen unter Nr. 270 bei Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges.
	        
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