Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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gewahr; solchem befiehlt er, wegzugehen. Sobald der entfernt ist, 
faßt er die Bienen, darauf sie willig geblieben sind und sich drei 
Jahr wohl genährt und gemehrt haben. 
M 708. Die schmatzenden Toten zu Oschatz. 
Gräße, Bd. 1I. Nr. 299; Hoffmann, Rd. I, S. 182. 
Als die Pest 1552 zu Oschatz wütete, wurden zu Ende des 
Augusts zwei Wächter angestellt, welche drei Nächte auf dem Gottes- 
acker wachen und horchen sollten, ob es wahr sei, was man be- 
richtet, daß die Toten geschmatzt hätten. Es war nämlich die Sitte, 
wenn man solches vernommen und daraus geschlossen hatte, daß 
die schmatzenden Toten noch mehrere ihrer Freunde nachholen würden, 
dieselben auszugraben, ihnen die Kleider, daran sie kaueten, aus 
dem Munde zu reißen und ihnen mit dem Grabscheite den Kopf 
abzustechen. Noch heute entfernen an vielen Orten im Königreiche 
Sachsen darum die Leichenweiber sorgfältig alles vom Munde des 
Berstorbenen, ehe er eingesargt wird, damit er nichts von seinem 
Anzuge mit demselben erreichen kann. (Vgl. Ar. 697.) 
709. Der versteinerte Mensch bei Diesbar. 
Gräße, Bd. I, Nr. 56. 
Wenn man von dem Dorfe Diesbar nach Seußlitz in der 
Aähe von Meißen geht, erblicht man einen hohen Felsen, dessen 
echige Kante einem Mienschengesichte gleicht. Das Volk erzählt sich, 
es hätten in einer nahegelegenen Schlucht zwei Brüder gewohnt, 
die das Bäuberhandwerk getrieben, aber beide ein Mlädchen ge- 
liebt hätten, über deren Besitz sie in Streit geraten wären. Das 
Alädchen habe aber endlich einem derselben den Vorzug gegeben, 
und dieser habe seine Geliebte über die Elbe auf der sogenannten 
Diebesfähre geführt, sein Aebenbuhler aber, als er das gesehen, 
habe sich aus Verzweiflung vom Berge herabstürzen wollen, sei 
jedoch von einem Zauberer in einen Felsen verwandelt worden.
	        
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