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riet ihnen ein zitierter Geist, den heiligen Petrus darob zu befragen,
nur dieser könnte ihnen rechte Auskunft erteilen. Gesagt, getan.
Der eine der Brüder las mit fester Stimme die Beschwörungsformel,
während die beiden anderen neben ihm stehend und mit ins Buch
schauend die dort vorgezeichneten mystischen Figuren mittels Toten—
gebein in die Luft malten. Aicht siebenmal, wie sonst, brauchten
sie die Zitation zu wiederholen. Schon beim dritten Spruche er—
glänzte der Kellerraum von übernatürlichem Lichte, und langsam stieg
Sankt Peter auf, ein alter Mann mit kahlem Haupte und grauem
Barte. Die drei Brüder merkten sofort, daß ihnen Außergewöhn-
liches bevorstand. Als sie der Apostel mit finsterem, strengem Bliche
ansah, ohne die Frage nach ihrem Rünftigen Lebensschicksale vorerst
zu beantworten, da erfüllte sie ein heimliches Grausen, und sie be-
gannen ohne Zögern die Bannung. Letztere wirtkte aber nicht.
Sie vermochten den Geist nicht wieder hinabzudrängen in das Reich
des Unsichtbaren, aus dem er hervorgekommen. Der stärkste Höllen-
zwang hatte, angewendet auf den Senior der heiligen zwölf Boten,
keine Macht. Sankt Petrus aber sagte zu den dreien: „Ihr Böse-
wichter! In die Reihen der Ewigverdammten durftet ihr bisher
greifen und die Insassen der Hölle zwingen, euch Rede zu stehen.
Daß ihr euch aber bis in die Hallen des seligen Volkes verstieget,
das wird euch Schaden bringen! Wohlan, ich will euch Antwort
bereiten, und eurer Zukunft möget ihr wissend sein: Ihr werdet
nicht aus diesem Raume lebendig mehr zum Taglicht wiederkehren!“
Und des Apostels Wort erfüllte sich. Am nächsten Morgen
fanden hinzukommende Leute alle drei Brüder auf dem Boden
jenes Kellers liegen. Zwei waren bereits verschieden. Der dritte
lebte noch und konnte mit schwacher Stimme das Vorgefallene er-
zählen. Als man sich jedoch dazu anschickte, ihn über die Schwelle
hinaus ins Freie zu tragen, war auch er eine Leiche.
726. Der Freischuß.
Archiv d. Ver. f. Sächs. Volksk. Samml. Pilk.
Wer ein Freischütz werden will, muß beim heiligen Abend-
mahl die Hostie aus dem Munde nehmen und aufbewahren. Er