Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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heilig, schwört, er wisse es nicht, schleppten jene ihn dennoch fort, 
denn sie meinten, daß er jener Jüngling selbst sei, der sich nur in 
einen alten Mann verzaubert habe. Sie schleppten ihn aber nach 
einer Höhe, ihn da aufzuknüpfen. Umsonst schwört der Arme, daß 
er nie Zauberei getrieben, sondern immer nur Gott den Allmäch— 
tigen vor Augen und mit dem Bösen nichts gemein gehabt habe — 
zum Zeichen auch, daß er wahr rede und unschuldig sei, stoße er 
hier seinen Stab in die Erde, der binnen dreien Tagen grünende 
Zweige treiben werde — es war umsonst; die Unmenschen warfen 
ihm die Schlinge um den Hals, und bald hatte der Alte geendet. 
Was aber niemand gedacht: sein dürrer Stab begann wirk- 
lich nach drei Tagen zu grünen, schlug bald auch Knospen und Aste 
aus und wuchs endlich heran zu einem stattlichen Baume, dessen 
Aste nur, da der Stab umgekehrt in die Erde gestecht worden, 
nicht den Wolken entgegenwuchsen, sondern, gleich wie zur Trauer, 
zur Erde sich senkten. Jetzt waffneten sich auch die Umwohner, den 
Tod ihres treuen Hirten an den Mlrdern zu rächen, und eiligst 
flohen jene aus der Gegend um Stelzen. 
r 746. Die drei Linden bei Frankenhausen. 
I. Frost, Chronik von Grünberg und Umgebung, Crimmitschau 1900, S. 71. 
II. Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Ar. 380 (der Hergang wird hier 
anders erzähl,). 
I. An dem Kommunikationswege, der von Frankenhausen 
nach Heiersdorf führt, auf einem zum „Sahn“ gehörigen Felde des 
Ritterguts Frankenhausen, sieht man nebeneinander drei Linden 
von hohem Alter stehen.“ An sie knünpft sich folgende Sage: 
Zu der Zeit, da noch dichter Wald die Gegend um Crimmit- 
schau bedechte, ging ein junger Fleischerbursche, begleitet von seinem 
Hunde, mit einem alten Fuden die Straße nach Crimmitschau zu. 
Da hören sie aus dem Walde heraus, durch den die Straße führt, 
ein klägliches Wimmern. Der Fleischer meint, es sei ein Mensch 
in Gefahr, und will sofort in den Wald eilen. Bergebens bittet 
der Jude: „Laßt mich doch nicht allein!“ Der brave Jüngling ver- 
* Die mittlere soll 1889 durch ein heftiges Unwetter zerstört worden sein.
	        
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