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wahrt, welches der Hauptmann Mlartin Römer im Jahre 1479 der
Kapelle geschenkt hatte. Aun war aber in die Einfassung mit
cyrillischen Buchstaben und in serbischer Sprache eine Inschrift
gegraben, welche also lautete: „Dieses ehrwürdige Kruzifix ist auf
der Königin . . . . (der Aame war nicht mehr zu lesen) Befehl
gemacht und in die Kirche der heiligen Dreifaltigkeit bei der Grube
(zu Konstantinopel) gesetzt worden; es sind in demselben fünf ganze
Stücklein vom heiligen Kreuz und vier Edelsteine; die hölzernen
Stücklein sind für 2000 Gulden gekauft, das Gold aber und die
Edelsteine kosten 1000. Wer ein Stücklein von diesem Holze des
Kreuzes mit Gewalt aus der Kirche der heiligen Dreifaltigkeit
nehmen wird, der sei verflucht und das heilige Kreuz bringe ihn
um; wer es etwa an einem andern Orte antrifft, der schaffe es
wieder in die Kirche der heiligen Dreifaltigkeit, wer es nicht tut,
den bringe Gott und das heilige Kreuz um.“ Trotz dieses Fluches
hat aber, als die Türken Konstantinopel eingenommen, ein Grieche
dieses Heiligtum, damit es nicht in unheilige Hände komme, errettet
und hernach M. Römern in Zwickau verkauft, der auch von dem
darauf geschriebenen Fluch nichts zu befürchten gehabt, weil er es
nicht mutwillig entwendet, sondern nur vor denen, die es ohnedem
zerschlagen und beschimpft hätten, bewahrt hat. Aun hat aber der
Herzog von Friedland, insgemein der Wallenstein genannt, am
1. September 1632 dieses Kleinod durch seine Bettern Graf Maxi-
milian von Wallenstein und Graf Paul von Lichtenstein abholen
und hernach auf der Post durch genannten Grafen von Wallenstein
dem Kaiser anbieten lassen, als verehre die Stadt Zwickau und die
geistliche Behörde solches demselben freiwillig, allein es war hierbei
wenig Willigkeit, sondern nur Gewalt zu finden, und es hieß viel-
mehr: willst du nicht, so mußt du. Aun ist aber der besagte Fluch
an allen diesen Personen ausgegangen. Nachdem dies nämlich hier
am 14. September geschehen, hat der Wallenstein den 6. November
die große Schlacht bei Lützen verloren und seit dieser Zeit kein
Glück mehr gehabt, also daß er bald darauf zu Eger ein blutiges
Ende nahm; die beiden Grafen aber sind noch in demselben Jahre
umgekommen, und ist heiner von ihnen eines natürlichen Todes
gestorben.