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751. Ein Zeichen für die rechte Feier des heiligen
Abendmahls.
Köhler, Nr. 406; Meltzer, Histor. Schneeberg., S. 1064.
In NMeustädtel trug sich's bei angehender Reformation zu, daß
eines Morgens unterschiedliche Berg= und andere Leute zusammen-
lamen und auch von der Reformation redeten. Wie sie nun teils
ungereimte Sachen vorbrachten und unter anderem auch auf die
Lehre vom Abendmahl fielen, geschahe es, daß der eine Teil das
Abendmahl in beiderlei, der andere aber in einer Gestalt verteidigte.
Indem nun ein Bergschmied, welcher an dem Fenster saß, dergestalt
für eine Gestalt stritt und dabei sagte, daß, wenn dieses der rechte
Glaube sei, daß ein Laie das Sakrament in beiderlei Gestalt
empfangen sollte, er in seiner Hand vor dem Fenster einen Vogel
fangen wollte: siehe, so trug es sich, indem er im Reden mit der
Hand zum Fenster hinausgriff, in einem Au zu, daß sich zwei
Sperlinge miteinander bissen und vor das Fenster fielen, solche aber
von ihm beide ergriffen und in die Stube gebracht wurden, wes-
wegen sich darauf alle Anwesende, als vor einem Zeichen, entsetzten.
752. Die Wunderblume bei Blauenthal.
Köhler, Sagenbuch, Ar. 346.
Bei dem Orte Unterblauenthal findet sich eine jetzt durch
Gesträuch fast völlig verwachsene Felsenschlucht, und in dieser soll
man einst ein eisernes Tor, welches eine Höhle verschloß, gesehen
haben. Vor langer Zeit mähte in der Aähe dieser Höhle ein Ein-
wohner des genannten Ortes Gras, und als er sich in der Mittag-
stunde unter einen schattigen Baum setzte, um seine Sense zu dengeln,
stand auf einmal ein schwarzer Ritter vor ihm, und zu seinen
Füßen sah er aus dem Rkahlen Erdboden eine gelbe Blume hervor-
sprießen. Der Ritter aber sprach zu ihm, er solle diese Blume ab-
pflüchen, sie sei der Schlüssel zu der eisernen Pforte; damit solle er
dieselbe öffnen und sich aus der Höhle so viel von den Schätzen
mitnehmen, als ihm behage; „jedoch,“ so setzte er hinzu, „laß mir die
Blume nicht liegen, sonst bist du verloren.“ Der Mann tat, wie
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