Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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hier stand und unter welchem diese ihre Abgötterei trieben. Nachher 
ward der Ort angebaut und hier Miesse gelesen. Denn im Jahre 
1454 hat ein Fuhrmann, der bei bösem und grundlosem Wege 
mit seinem beladenen Wagen“ unweit dieses Orts halten blieb, in 
seiner größten Angst und unmöglichen Hilfe an dieser Eiche eine 
Tafel mit einem Marienbilde erblickt, ist vor dasselbe niedergekniet 
und hat gesehen, daß die Pferde den Wagen indessen fortzogen. 
Er hat dann die Sache in Leipzig erzählt, man hat dann oft dahin 
gewallfahret und von den gebrachten Opfern eine schöne Kirche der 
Jungfrau Maria zu Ehren gebaut. 
778. Die Wunderblume auf dem Tempel bei Grimma. 
Gräße, Zd. I, Nr. 318. 
Auf dem sogenannten Burgberge bei Grimma, an dessen Fuße 
eine sehr besuchte Wirtschaft, früher Riemers genannt, liegt, befindet 
sich eine reizende Anlage von Tannen und ähnlichen Bäumen und 
in ihrer Aähe auf einer Rkünstlichen Erhöhung ein offener luftiger 
Tempel aus Holz gezimmert und von einem Herrn Loth im Jahre 
1795 angelegt. Auf dem Vorderplateau nach der Stadt zu ist aber 
ein schöner Garten, der ebenso wie der ganze Berg zum Riitter- 
gut Hohnstädt gehört, jedoch dem Publikum nicht zugänglich ist. 
In diesem befand sich sonst rechts von dem davor befindlichen Lust- 
hause eine tiefe Grube, lediglich aus Sand und Kies bestehend, 
in welcher die Kinder ihr Spiel mit dem Aix zu spielen pflegten. 
Einst war ein vertrauenswürdiger Mann hier als Kind von drei 
bis vier Jahren mit seiner Mutter ganz allein im Garten; diese 
strichte am Gartenhause, er aber lief nach der Grube zu und 
* Nach einer anderen Sage hätte der Fuhrmann unterwegs einen 
Fremden mit einem schweren Packt ausgenommen, und als er dorthin kam, 
konnte er auf einmal nicht weiter. Er betete also zu dem dort an einer 
Eiche befestigten Bilde der Jungfrau Maria um Hilfe, da aber gleichwohl 
die Pferde nicht anzogen, so argwöhnte er, auf seinem Wagen befinde sich 
ein geraubtes Kirchengut. Er öffnete also sogleich das Packt des Fremden 
und fand darin eine aus einer Kirche von diesem gestohlene silberne Mon- 
stranz. Zur Erinnerung an dieses Wunder soll man dann zu diesem Bilde 
hier gewallfahrt haben.
	        
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