Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Im Jahre 1636 schnitt hier ein Schuhmacher Holz, und es 
strömte warmes rotes Blut heraus; dieses wurde von vielen Leuten 
gesehen und gesammelt und auf das Rathaus getragen und also 
gedeutet, daß das Meißner Land noch viel Blut werde schwitzen 
müssen. Also geschah es, denn 1637 folgte der Meißner Brand und 
die Plünderung der Stadt, welche grausig von M. Daniel Schneider, 
einem Mleiner Stadtkinde, in seiner 1650 zu Dresden gehaltenen 
Friedenspredigt beschrieben worden ist. 
Im Jahre 1672 hat zu Schrebitz, eine Stunde von Wügeln, 
unter dem Schulamt Meißen, eines Schneiders, namens Hans Kurtens, 
Kind, 5/4 Jahr alt, ganzer sieben Tage lang natürlich Blut geweint 
und sind ihm die blutigen Zähren auf den Backen geronnen und 
angedorret, wenn solche nicht alsobald abgewischt worden. Das 
Kind ist die ganze Zeit über nicht unpäßlich gewesen, sobald es 
aber wiederum Wasser geweint, ist es krank worden. Eben an 
dem heiligen Pfingsttage dieses Jahres schwitzten unweit Dresden 
in eines Leinewebers Hause Tische, Bänke und Stühle häufiges 
Blut, so zwar, daß es in die Stube geflossen. Dergleichen hat sich 
auch zu Plauen im Vogtlande zugetragen, und bei gerichtlicher Be- 
sichtigung sind auf den Stubendielen ganze Pfützen Blut gefunden 
worden. Desgleichen ist den 9. März desselben Jahres dem Rurfürst- 
lichen Wildmeister zu Dahlen ein Hirschgeweihe überreicht worden, 
davon die eine Zache oder Ende am Horn so stark als eines 
Menschen Aase geblutet und über ein MDösel Blut von sich gelassen. 
So ist auch im Jahre 1652 zu Wurzen ein Teich in Blut ver— 
wandelt worden, dergleichen sich auch in Pirna zugetragen, wie 
nicht weniger zu Leipzig den 30. Julius bei einem Kramer und bei 
einem Bäcker das Fleisch zu Blut worden. Dergleichen Blutzeichen 
haben sich zu Halle in Sachsen und in dem Stadtgraben ereignet, 
welches vormals schwere Durchzüge fremder Völker und blutige 
Treffen bedeutet. In Meißen und in der Lausitz ließen sich nicht 
allein Blutzeichen und Gewächse, sondern auch an etlichen Orten 
Gespenster in türkischer Gestalt sehen, welche hin und wieder auf 
gewissen Plätzen spazieren gegangen sind, oftmals auch gar mit— 
einander scharmuzieret haben. In zehn Jahren darauf hat man 
das Prognostikon aus dem Türkenkriege gehabt.
	        
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