Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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804. Der Gottestaler. 
J. David Köhler, Histor. Münz-Belustigung 1729, Bd. J, S. 270; Meiche, 
Sagenbuch der Sächsischen Schweiz, Ar. 94. 
Als im Jahre 1683 das unter der meißnischen Bergfestung 
Königstein gelegene Städtchen gleichen Namens durch eine große 
Feuersbrunst gänzlich in Asche gelegt worden, so hat auch das 
grimmige Feuer einer armen Witwe mit drei Kindern ihr Hüttlein 
nebst aller wenigen Fahrnis verzehrt. Als sie nun in dieser äußersten 
Armut den anderen Tag darauf sich und ihre armen lechzenden 
Kinder mit einem frischen Trunk Wasser erquichen, und solches aus 
einem aus dem nahegelegenen Felsen hervorquellenden Brunnen 
holen wollte, so hat sie beim Einlassen in die Wasserkanne ver- 
spürt, als ob etwas wie Geld mit hineinfiele. Als sie nun darnach 
gesehen, und allerdings befunden, daß ein Taler mit der Umschrift: 
„GOT GIBT, GCOT NMBT! sich darinnen befunden, hat sie aus 
dieser wunderlichen Schichung eine große Aufmunterung ihres durch 
den Brandschaden sehr niedergeschlagenen Gemüts empfunden, hat 
sich darauf mit diesem wenigen, durch den Segen Gottes wunderbar 
zugekommenen Gelde nach Dresden gewendet und daselbst ihr gutes 
Auskommen mit ihren Kindern gefunden. 
805. Sage vom Honigstein. 
Aa#ch Dr. Dunger in „Tber Berg und Tal“, 2. Jahrg., S. 130; 3. T. in 
A. Lafleurs romant. Reise in das sächs. Sandsteingebirge 1798, S. 109. 
In der Aähe von NRathen, zwischen dem Feldstein und der 
kleinen Gans, liegt der Honigstein. Dieser ist noch heute auf der 
mittäglichen, ganz unzugänglichen Seite mit ausgeflossenem Honig 
dich überzogen, weil sich vor alter Zeit in den Höhlungen und 
Ritzen zahlreiche Bienenschwärme aufgehalten haben. Oft gingen 
damals die Umwohner nach dem Felsen und holten sich süße Aah- 
rung. Jedoch der Ritter der nahen Burg Rathen, ein grausamer 
Wüterich, verbot ihnen den Besuch des Honigsteins, und als trotzdem 
eines Tags zwei ehrsame alte Leute dort beim Sammeln betroffen 
wurden, ließ er sie mit seinen Hunden weghetzen. Da flogen die 
Bienen in dichten Schwärmen aus dem Geklüfte des Steines hervor
	        
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