Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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beim Dorfe überholte er seine Base, die vom Besuche bei einer 
Kranken aus den Hübelhäusern zurückkehrte. „Bist' auch noch nicht 
schlafen, Paulinchen?“ fragte er dieselbe. „Alle guten Geister loben 
Gott, den Herrn!“ kreischte die Frau und ergriff die Flucht. Der 
Wanderer schüttelte das Haupt über das sonderbare Benehmen 
seiner Bekannten und schritt fürbaß seinem Gehöfte zu. Dort be— 
grüßte er sein Weib und seine Tochter, welche noch wach geblieben 
waren, um den Vater zu erwarten. Diese erschraken, als sie seine 
Stimme im Zimmer hörten, doch ihn selber nicht sahen. Verstört 
blickten sie umher, denn sie hielten den Gekommenen für einen 
Geist. Erst als er die Schuhe auszog, erkannten sie die Gestalt 
des Vaters. Der Farnstaub in seiner Fußbekleidung hatte ihn den 
menschlichen Augen entrückt. 
816. Der Kinderengel zu Steinigt-Wolmsdorf. 
Gräße, Bd. I, Ar. 749; Heckel, Bischofswerda usw., S. 138. 
Im Jahre 1632 grassierte zu Steinigt-Wolmsdorf die Pest 
äußerst heftig, und auch das einzige Töchterlein des Pfarrers 
Johann Kettner, Anna Regina, ist von diesem Ubel heimgesucht 
worden. Damit nun aber das Pfarrhaus nicht infiziert werde, 
ward das Kind im freien Felde unter einen grünen Baum gelegt. 
Da hat man neben seinem Bettlein ein Kind mit einem schneeweißen 
Kleide angetan gesehen, das aber, als jenes gestorben, verschwunden 
ist. (Val. Ar. 813.) 
817. Das grüne Kreuz zu Weisa. 
Pilk im „Sächsischen Erzähler“ (Bischofswerda), Belletristische Beilage 
vom 18. Aug. 1894. 
Im Dorfe Weifa befindet sich vor einem Wohnhause ein 
kleiner Teich. Mitten in demselben sah man unter dem Wasser- 
spiegel zuweilen ein grünes Mooskreuz erglänzen, ähnlich, aber 
größer als ein solches, welches man als Grabschmuck zu verwenden 
pflegt. Plastisch erhoben sich der Stamm und die Arme des Ge- 
bildes über den Grund des klaren Wasserbechens. Wunderbar an
	        
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