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Eine kleine trockene Vertiefung bezeichnet noch heute die Stelle,
wo einst das Wasser der Genesung sprudelnd gequollen ist.
Dieses Wasser schlummert tief in der Erde; der garstige Herr
aber ist nicht zur Ruhe gekommen.
830. Der schwingende Kronleuchter in der Kirche zu
Aeschwitz.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde, Samml. Pilk.
Einst starb ein reicher wendischer Bauer in Meschwitz. Ob-
gleich derselbe einen zweifelhaften Ruf besaß, genoß er doch bei dem
Geistlichen, in dessen Gunst er sich einzuschmeicheln verstanden hatte,
solches Wohlwollen, daß der Pfarrer in der Leichenrede überschweng-
lich das Lob des Verstorbenen predigte. Als dies zu einer wahren
Seligpreisung des Bauers ausartete und schon mancher der An-
wesenden im stillen dagegen protestierte, fing plötzlich der Kron-
leuchter der Kirche an, von allein in unheimlicher Weise hin und
her zu schwingen. Da wurde dem Geistlichen angst und bange, und
er schloß schnell die Leichenpredigt.
831. Die heilige Maria von Rosenthal.
Gräße, Bd. I., S. 882; Haupt, Bd. II, S. 180 ff.
Als Karl der Große mit seinem Heere die Lausitz durchzog,
um die heidnischen Wenden zu bekehren, kam er auch in die Gegend
an den Quellen der Elster. Da, wo jetzt Rosenthal liegt, schlug er
ein festes Lager, dessen Müauerspuren man noch jetzt sieht, auf, um
einige Zeit daselbst zu verweilen. Er hatte aber sein Heer unter
den unmittelbaren Schutz der Jungfrau Maria gestellt, und die
heilige Jungfrau verließ das Heer nicht, sondern umwandelte das
Lager täglich, angetan mit einem weißen Gewande; die Krieger
aber fielen vor ihr nieder und beteten sie an. Sie hatten aber
auch ein Heiligenbild der heiligen Jungfrau bei sich, und als sie
aus der Gegend fortzogen, da ließen sie das Bild zurück und ver-
bargen es in dem Walde, den die heilige Jungfrau durch ihre