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Gegenwart geheiligt hatte. Seitdem sah man aber noch oft eine
weiße Jungfrau den Lagerplatz umwandeln. Aach vielen Jahren
kam aber ein frommer Ritter, namens Lucianus von Sernan, in
diese Gegend; der sah auf der Jagd einmal die weiße Frau von
ferne und ward von ihrem Liebreiz ganz bezaubert. Er spornte
sein Roß, um sie zu erreichen, aber sobald er sie erreicht zu haben
vermeinte, war die Erscheinung wieder in weite Ferne entrückt, bis
sie endlich an einer Linde plötzlich verschwand. Aber aus einer
Höhlung des Baumes, umrahmt von grünen Blättern und duftenden
Blüten, leuchtete dem Ritter das Bild der Gottesmutter entgegen:
dasselbe hatte aber eine dunkelbraune Gesichtsfarbe und ein Ge—
wand mit eingewebten Lilien. Dies Bild tat nun unzählige Wunder
an den zahlreichen Wallfahrern, die nach ihm zogen, und ihm zu
Ehren erbaute man daneben die Kirche von Rosenthal, die noch
jetzt zum Kloster Marienstern gehört.
832. Die Sühnungskapelle bei Rosenthal.
Chronik des Cisterzienserinnenklosters Marienstern (Warnsdorf
b. Ambr. Opitz, 1894), S. 244.
1833 wurde bei Bosenthal auf Kosten der Kirche daselbst auf
dem Wege nach Piskowitz, und zwar an der Stelle, wo man nach
einem in Rosenthal verübten Kirchendiebstahle die aus dem Ciborium
ausgeschütteten heiligen Hostien fand, eine Sühnungskapelle gebaut.
Es sollen nämlich die Pferde eines vorüberfahrenden Gespannes
daselbst auf die Knie gesunken sein, worauf man nach dem Grunde
forschte und die vermißten heiligen Hostien entdechte.
833. Die Gebeine des heiligen Bernhard.
Gräße, Bd. II, Nr. 881; Haupt, Bd. II, S. 180.
Bernhard von Kamenz ward bekanntlich in dem von ihm ge-
stisteten Kloster Marienstern begraben und ein schönes Denkmal
über seinen Gebeinen errichtet. Als dasselbe indes hinfällig ge-
worden war, fand man im Jahre 1608 für gut, dasselbe zu er-