Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 671 — 
Gegenwart geheiligt hatte. Seitdem sah man aber noch oft eine 
weiße Jungfrau den Lagerplatz umwandeln. Aach vielen Jahren 
kam aber ein frommer Ritter, namens Lucianus von Sernan, in 
diese Gegend; der sah auf der Jagd einmal die weiße Frau von 
ferne und ward von ihrem Liebreiz ganz bezaubert. Er spornte 
sein Roß, um sie zu erreichen, aber sobald er sie erreicht zu haben 
vermeinte, war die Erscheinung wieder in weite Ferne entrückt, bis 
sie endlich an einer Linde plötzlich verschwand. Aber aus einer 
Höhlung des Baumes, umrahmt von grünen Blättern und duftenden 
Blüten, leuchtete dem Ritter das Bild der Gottesmutter entgegen: 
dasselbe hatte aber eine dunkelbraune Gesichtsfarbe und ein Ge— 
wand mit eingewebten Lilien. Dies Bild tat nun unzählige Wunder 
an den zahlreichen Wallfahrern, die nach ihm zogen, und ihm zu 
Ehren erbaute man daneben die Kirche von Rosenthal, die noch 
jetzt zum Kloster Marienstern gehört. 
832. Die Sühnungskapelle bei Rosenthal. 
Chronik des Cisterzienserinnenklosters Marienstern (Warnsdorf 
b. Ambr. Opitz, 1894), S. 244. 
1833 wurde bei Bosenthal auf Kosten der Kirche daselbst auf 
dem Wege nach Piskowitz, und zwar an der Stelle, wo man nach 
einem in Rosenthal verübten Kirchendiebstahle die aus dem Ciborium 
ausgeschütteten heiligen Hostien fand, eine Sühnungskapelle gebaut. 
Es sollen nämlich die Pferde eines vorüberfahrenden Gespannes 
daselbst auf die Knie gesunken sein, worauf man nach dem Grunde 
forschte und die vermißten heiligen Hostien entdechte. 
833. Die Gebeine des heiligen Bernhard. 
Gräße, Bd. II, Nr. 881; Haupt, Bd. II, S. 180. 
Bernhard von Kamenz ward bekanntlich in dem von ihm ge- 
stisteten Kloster Marienstern begraben und ein schönes Denkmal 
über seinen Gebeinen errichtet. Als dasselbe indes hinfällig ge- 
worden war, fand man im Jahre 1608 für gut, dasselbe zu er-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.